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Kinder trauern nicht nur beim Tod eines Menschen oder ihres Haustieres, sondern ebenso beim Verlust eines Kuscheltieres oder beim Wegzug eines Freundes. Wie Eltern und Erziehende in Kita, Kindergarten und Grundschule Kindern helfen können, mit solchen Verlusten umzugehen, beschreibt die Autorin einfühlsam, kompetent und hilfreich.
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Inhalt
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Über das Buch
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Christine Fleck-Bohaumilitzki
Wenn Kinder trauern
Was sie fühlen – was sie fragen – was sie brauchen
Patmos Verlag
Vorwort
Kinder trauern bei vielen Gelegenheiten
Trauern sollte möglichst früh gelernt werden
Wie Kinder Tod und Trauer erleben
Trauer – Schwerstarbeit für die Seele
Kinder trauern anders
Wie Erwachsene glauben, dass Kinder sich den Tod vorstellen
Wie Kinder sich den Tod vorstellen
Säuglinge bis zum 10. Monat
Babys zwischen 10 und 24 Monaten
Vorschulkinder (3 bis 6 Jahre)
Grundschulkinder (6 bis 9 Jahre)
Kinder zwischen 9 und 12 Jahren
Jugendliche
Die beste Trauerarbeit: Offenheit
Wann Kinder trauern
Leben und Sterben in der Natur
Kleine Abschiede im alltäglichen Leben
Materielle Verluste
Trennung und Scheidung
Der Tod geliebter Haustiere
Der Tod fernstehender Menschen
Der Tod eines Freundes oder einer Freundin
Der Tod der Großeltern
Der Tod eines Geschwisterkindes
Der Tod der Eltern
Was trauernde Kinder brauchen
Verschweigen bedeutet: dramatisieren
Die Bedürfnisse trauernder Kinder
Was Kinder über den Tod wissen wollen
Häufige Fragen von Kindern
Häufige Fragen von Erwachsenen
Literatur
Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.
(Astrid Lindgren, Ronja Räubertochter)
Groß ist die Unsicherheit von Erwachsenen im Umgang mit Kindern, wenn es um Sterben, Tod und Trauer geht. Immer wieder behaupten Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte, das Kind sei noch zu jung, um zu verstehen, was Tod bedeutet. Es sei zu jung, um sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Erwachsenen wollen es vor der Realität des Sterbens und des Todes schützen, sie wollen es vor Trauer bewahren und nicht mit etwas belasten, dessen Bedeutung das Kind ihrer Meinung nach noch gar nicht erfassen kann.
Doch Kinder sind sich der Realität von Tod und Trauer bewusster, als Erwachsene oft annehmen. Sie könnten ganz natürlich damit umgehen, wenn sie es dürften. Sie haben je nach Alter und Erfahrungen ihre eigenen Vorstellungen von den Begriffen Leben und Tod.
Um Kinder zu verstehen und ihnen auch helfen zu können, müssen auch die Erwachsenen sich mit dem Themenkreis auseinandersetzen und selbst wissen, was Tod und Trauer für Kinder in den verschiedensten Altersstufen bedeuten können.
Das stärkste Erlebnis von Trauer, die stärkste Erfahrung mit Trauer machen wir wahrscheinlich alle beim Tod eines geliebten Menschen.
Aber nicht nur der Tod ist Anlass zur Trauer – gerade bei Kindern gibt es die verschiedensten Situationen, in denen sie trauern: das Weggehen der Mutter, der Verlust eines geliebten Kuscheltieres oder des Schnullers, der Abschied vom Kindergarten, von der Schule, von einer gewohnten Umgebung, zum Beispiel durch Umzug in eine neue Wohnung, die Trennung von einer Freundin, von einem Freund, der Tod eines Haustieres …
Je früher Kinder lernen, mit Schmerz und Trauer umzugehen, desto besser kommen sie mit den großen und kleinen Abschieden im Leben zurecht.
Uns Erwachsenen fällt es oft schwer, das Gefühl der Trauer anzunehmen und bewusst zu erleben – und das, obwohl die Trauer zu unserem Leben gehört wie auch die Liebe. Kinder gehen mit Verlusten und Abschieden anders um.
Eines gilt für Kinder wie für Erwachsene: Je früher Kinder lernen, mit den Gefühlen von Schmerz und Trauer umzugehen, desto besser kommen sie mit den großen und kleinen Abschieden im Leben zurecht, umso eher ist es möglich, die kleinen und großen Verluste im Leben eines Menschen, eines Kindes zu gestalten und diese Gefühle auch ernst zu nehmen.
Dieses Buch möchte Ihnen helfen, mehr Sicherheit im Umgang mit trauernden Kindern zu entwickeln, Ihr Verständnis für kindliche Trauer zu vergrößern, Ihnen Möglichkeiten der Begleitung trauernder Kinder aufzuzeigen und Sie selbst vielleicht auch zur Auseinandersetzung mit diesem Thema anregen.
ChristineFleck-Bohaumilitzky April 2016
Kinder gehen je nach Alter anders mit ihrer Trauer um – doch immer brauchen sie dabei Unterstützung.
„Trauer ist keine Krankheit, kann aber krank machen, wenn wir sie in ihrem Ausdruck behindern“, meint Trauerforscher Jorgos Canacakis (1987). Trauer ist ein sehr persönliches Lebensgefühl, eine tiefe und unausweichliche Erfahrung, die den ganzen Menschen betrifft. Trauer ist nicht nur mit einem einzigen Gefühl verbunden, sondern mit einem ganzen Bündel von Gefühlen.
Trauer ist eine gesunde Reaktion auf einen Verlust. Ohne sie wäre es weder Erwachsenen noch Kindern möglich, schmerzhafte Verluste in ihr Leben zu integrieren und sich neu zu orientieren. Kein Mensch bleibt von Trauer verschont, sie kann nicht weggeschoben oder für immer verdrängt werden, es ist wichtig, sie zu durchleben. Trauer ist Schwerstarbeit für die Seele, was sehr schön im folgenden Gedicht von Gottfried Benn zum Ausdruck kommt:
Ich trage dich wie eine Wunde auf meiner Stirn, die sich nicht schließt. Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt das Herz sich nicht draus tot. Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre Blut im Munde.
Trauer tritt nicht nur in Verbindung mit Tod auf. Fast täglich müssen wir uns von irgendetwas oder von irgendjemandem verabschieden – von der Brust der Mutter, von einem verloren gegangenen Kuscheltier, vom Kindergarten, von der Schule, von Freunden, vom Arbeitsplatz, von einer Wohnung, von Jugend, Schönheit und Gesundheit, von erwachsenen Kindern ... Alle diese Ereignisse müssen verarbeitet werden, und das können wir, indem wir trauern.
Die Trauer verarbeiten
Bereits 1915 prägte Sigmund Freud den Begriff „Trauerarbeit“. Damit ist einerseits der Verarbeitungsprozess des Verlustes gemeint, andererseits auch die Begleitung eines Trauernden, einer Trauernden. Nach Freud ist Trauer eine vorübergehende (depressive) Verstimmung im Sinne einer verständlichen Reaktion auf unglückliche Lebensereignisse.
Trauerarbeit ist also von den Trauernden selbst und auch von den Menschen zu leisten, die ihnen am nächsten stehen. Sie ist eine sehr intensive Form von Nächstenliebe, die nicht nur durch Reden, sondern auch durch Taten umgesetzt wird.
Trauer verläuft in Zyklen
Trauern ist kein linearer Vorgang, der Anfang und Ende hat, Trauern ist ein eher zyklisch verlaufendes Geschehen. Trauer hat das Ziel, uns einen Verlust begreifen zu lassen und dem Erlebten einen Platz in unserem Leben einzuräumen. Das kann nicht von heute auf morgen geschehen, sondern braucht Zeit. Hat die Trauer ihre Aufgabe erfüllt, kann sie sich wieder zurückziehen – das Leben kann sich wieder von einer anderen Seite zeigen, der Verlust wird in das Leben integriert.
Erwachsene fühlen sich oft ziemlich hilflos, wenn sie mit trauernden Kindern zu tun haben. Manche meinen sogar, dass Kinder leicht abzulenken sind, schnell vergessen und dass man ihnen die Trauer auch ausreden kann. Das ist aber nicht so. Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie weinen nicht immer dann, wenn es von ihnen „erwartet“ wird. Sie wollen dann traurig sein dürfen, wenn sie es für richtig halten.
Kindliche Trauer ist sprunghaft und wird von Erwachsenen nicht immer richtig verstanden. Gertrud Ennulat verwendet dafür ein sehr schönes Bild: Die Trauer von Erwachsenen wird oft mit dem Waten durch einen Fluss verglichen, dessen Ufer nicht zu erkennen ist.
Kinder stolpern in Pfützen der Trauer hinein und springen wieder weiter. Längere Trauerzustände wären eine zu große Bedrohung für ihre Person, die sich ja erst im Aufbau befindet.
Das Bild von der Trauerpfütze, in die das Kind springt, zeigt die Dynamik seiner Trauer. Manches Mal ist die Pfütze groß und besonders matschig, dann wieder spritzt es nur wenig. Kinder können in einem Moment furchtbar traurig sein und im nächsten wieder ganz fröhlich, so als hätte man einen Schalter betätigt.
Antworten erleichtern die Trauerarbeit
Kinder wollen immer wieder hören, wie es war, als der Opa verunglückte, das Kaninchen starb oder wo das Kuscheltier vergessen und nicht wieder gefunden wurde. Durch diese immer wieder gestellten Fragen machen sie sich auf die Suche nach Antworten und diese Suche ist zugleich Teil ihrer Trauerverarbeitung. Wichtig ist es dann, den Fragen der Kinder zuzuhören und sie geduldig zu beantworten. Die Kinder wollen oft keine neuen Antworten hören, sondern sind mit den alten zufrieden.
Trauer braucht Zeit
Über die Dauer der Trauerphase kann man keine allgemeingültige Antwort geben. So unterschiedlich die Menschen, die Kinder sind, so unterschiedlich sind auch ihre Trauer und die Dauer ihrer Trauer. Sie hängt wesentlich ab von der Art des Verlustes: War es ein geliebter Mensch, der sehr wichtig für das Kind war, ein Kuscheltier, das verloren wurde, ein Haustier, das gestorben ist? Die Dauer ist auch abhängig vom Alter des Kindes und von der Unterstützung, die es von außen bekommt.
Wichtig ist, die Kinder mit ihrer Trauer und den dabei auftretenden Gefühlen ernst zu nehmen und ihnen ihren Trauerweg zuzugestehen, der individuell und einzigartig ist.
Wie Kinder über den Tod denken, ist nicht so ohne Weiteres allgemeingültig und direkt zu erfahren. Irvin D. Yalom (1980/52010) erinnerte daran, dass wir oft nur indirekt, eben über Erwachsene, wissen, was Kinder über den Tod denken. Das kann ein Hindernis sein: „Die Erwachsenen sprechen mit Kindern nur widerwillig über den Tod, vermeiden das Thema.“ Diese Scheu und Voreingenommenheit bei Erwachsenen zeigten bereits 1959 Rema Lapouse und Mary Monk in ihrer Studie, die nahelegt, dass Mütter sich des Ausmaßes, in dem sich ihre Kinder mit dem Tod beschäftigen, nicht bewusst sind. Yalom erinnert außerdem daran, dass der Anblick eines Kindes, das mit dem Gedanken an den Tod ringt, Erwachsene außerordentlich verängstigt. Und das nehmen Kinder wahr, und sie verhalten sich entsprechend.
Direkte Beobachtungen, gemalte Bilder und Gespräche brachten mehr Informationen darüber, was Kinder über den Tod denken.
Die kindlichen Vorstellungen vom Tod unterliegen einem fortlaufenden Prozess der Veränderung und Reifung. Und Kinder gleichen Alters sind nicht immer auf dem gleichen Entwicklungsstand.
Wer trauernde Kinder tröstend begleiten will, sollte wissen, was Tod und Leben in den verschiedenen Altersstufen für sie bedeuten.
Oft begegnen sie dem Tod und Verlusten auch wesentlich früher, als die Erwachsenen annehmen, und sie haben dann bereits ein tieferes Verständnis entwickelt als ihre Altersgenossen ohne entsprechende Erfahrungen. Trotzdem ist es hilfreich, gerade wenn man trauernde Kinder begleiten will, zu wissen, was Tod und Leben in den verschiedenen Altersstufen für Kinder bedeuten können.
Bereits das Verlassen des Mutterleibes ist ein erster Verlust, den ein Kind nicht nur mit seinem Körper spürt. In der ersten Zeit nach der Geburt entsteht durch das Gefühl des Umsorgt-Seins von der Mutter eine neue Nähe und Wärme. So kann Urvertrauen wachsen und auch die Bereitschaft, die nächsten Entwicklungsschritte zu gehen.
Es wird angenommen, dass Säuglinge den Tod der Mutter als Abwesenheit wahrnehmen und den Tod des Vaters, eines Geschwisters oder eines anderen Familienmitgliedes wahrscheinlich nicht so traumatisch erleben. Säuglinge reagieren deutlich auf Trennung und zeigen ein Verhalten, das als Trennungsangst interpretiert werden kann: Weinen, Schreien, Unruhe. Sie nehmen die Veränderungen und negativen Reize ihrer Umwelt wahr.
Säuglinge haben noch kein Verständnis für Tod und Verlust. Aber sie nehmen die traurige Stimmung und die Veränderungen in ihrer Umwelt deutlich wahr.
Geborgenheit lindert traurige Stimmungen
Säuglinge haben noch kein Verständnis von der Bedeutung der Zeit oder des Todes, aber sie spüren sehr deutlich die Stimmungen, die mit dem Verlust einhergehen. Sie können ihr Unbehagen durch Änderung in Schlaf- oder Essgewohnheiten, durch scheinbar grundloses Weinen oder durch Reizbarkeit zum Ausdruck bringen. Wichtig ist, dass das Baby eine Bezugsperson hat, die sich intensiv um es kümmert, dass der Tagesrhythmus und die Umgebung zu Hause so stabil wie möglich gehalten werden, dass ungewohnte Geräusche und große Gruppen von unbekannten Menschen von ihm ferngehalten werden. Es ist notwendig, dass sich jemand um das körperliche Wohl des Säuglings kümmert und ihm viel Zeit und Geborgenheit schenkt.