Unter Palmen und Buchen. Band I–III - Friedrich Gerstäcker - ebook

Unter Palmen und Buchen. Band I–III ebook

Friedrich Gerstäcker

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Friedrich Gerstäcker (1816-1872) war ein deutscher Schriftsteller. Er war ein Autor von spannenden Abenteuerromanen und -erzählungen, aber auch Dorfgeschichten, der Landschaften und kulturelle Verhältnisse so gut wiederzugeben verstand, dass noch heute ein überwiegend jugendliches Publikum seine bekannten Romane liest. Auf seinen Streifzügen vor allem in die „Neue Welt”, Nord- und Südamerika, Australien und nach Tahiti enstand eine große Anzahl persönlicher Geschichten, die er literarisch verarbeitete und reflektierte. „Unter Palmen und Buchen” ist eine Sammlung von Erzählungen aus 3 Bänden. Erschienen in den Jahren 1865, 1866 und 1867. Erster Band – „Unter Buchen” enthält: 1. Eine alltägliche Geschichte. 2. Die Vision. 3. Folgen einer telegraphischen Depesche. 4. Der Polizeiagent. 5. Eine Heimkehr aus der weiten Welt. 6. Wenn wir einmal sterben. Zweiter Band – „Unter Palmen” enthält: 1. Das Klima der Tropen. 2. El Comisario. 3. Am Cachavi. 4. Der Tiger. 5. Negerleben. Dritter Band – „Unter Palmen und Buchen” enthält: 1. Eine Mesalliance. 2. Der Gevatterbrief. 3. Ein Ausflug in Java. 4. Der Heimathschein. 5. Auf der Eisenbahn.

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Friedrich Gerstäcker

Unter Palmen und Buchen

Band I–III

Warschau 2019

Inhalt

Erster Band

Eine alltägliche Geschichte

Die Vision

Folgen einer telegraphischen Depesche

Der Polizeiagent

Eine Heimkehr aus der weiten Welt

Wenn wir einmal sterben

Zweiter Band

Das Klima der Tropen

El Comisario

Am Cachavi

Der Tiger

Negerleben

Dritter Band

Eine Mesalliance

Der Gevatterbrief

Ein Ausflug in Java

Der Heimathschein

Auf der Eisenbahn

Erster Band

Eine alltägliche Geschichte.

Es war auf einem Balle in der Erholung, daß Dr. Kuno Brethammer Fräulein Bertha Wollmer kennen lernte – oder vielmehr zum ersten Male sah, und sich sterblich in sie verliebte.

Bertha Wollmer trug ein einfaches weißes Kleid, einen sehr hübschen Kornblumenkranz im blonden Haar und sah wirklich allerliebst aus. Aber es bleibt immer ein gefährlich Ding, wenn sich ein Mann eine Hausfrau auf einem Balle sucht. Der Ballsaal sollte der letzte Ort dazu sein, denn dort ist Alles in Licht gehüllt, und er wird geblendet und berauscht, wo er gerade Augen und Verstand nüchtern und besonnen auf dem rechten Fleck haben müßte.

Diesmal hatte aber Dr. Brethammer seine Wahl nicht zu bereuen, denn Bertha Wollmer war nicht allein ein sehr hübsches Mädchen, das sich mit Geschmack zu kleiden wußte, sondern auch außerdem wacker und brav, ein wirklich edler Charakter und eine, wie sich später herausstellte, vortreffliche Wirtschafterin. – Der Doctor hätte auf der Welt keine bessere Lebensgefährtin finden können.

Gegen ihn selber ließ sich eben so wenig einwenden. Er war etwa 34 Jahre alt, Advocat mit einer recht guten Praxis, hatte also sein Auskommen, galt in der ganzen Stadt für einen braven, rechtschaffenen Mann, schuldete keinem Menschen einen Pfennig und als er, vierzehn Tage später, um Bertha Wollmer anhielt, sagte das Mädchen nicht nein, und Vater und Mutter sagten ja, worauf dann noch in der nächsten Woche die Verlobungskarten ausgeschickt wurden. Zwei Monate später fand die Hochzeit statt.

So lebten die beiden Leute viele Jahre glücklich miteinander, und Dr. Brethammer sah mit jedem Tage mehr ein, daß er eine außerordentlich glückliche Wahl getroffen und Gott nicht genug für sein braves Weib danken könne. Er liebte sie auch wirklich recht von Herzen, aber – wie das oft so im Leben geht – das, was sein ganzes Glück hier bildete, wurde ihm – durch Nichts gestört – endlich zur Gewohnheit und er vernachlässigte, was er hätte hegen und pflegen sollen.

Es mag sein, daß seine Liebe zu der Gattin deshalb nie geringer wurde, aber er vernachlässigte auch die Form, die in einem gewissen Grade in allen Lebensverhältnissen nöthig ist: er war oft rauh mit seiner Frau, ja heftig, und wenn er auch dabei nicht die Grenzen überschritt, die jeder gebildete Mensch inne halten wird, that er ihr doch oft – gewiß unabsichtlich – recht wehe. Ja manchmal, wenn ihm ein heftiges Wort entfahren war, hätte er es von Herzen gern widerrufen mögen, aber – das ging leider nicht an, denn – er durfte sich an seiner Autorität nichts vergeben.

Nur zu einer Entschuldigung ließ er sich herbei: „Du weißt, ich bin jähzornig,” sagte er, „wenn’s aber auch oft ein Bischen rauh herauskommt, so ist es ja doch nicht so schlimm gemeint und eben so rasch vergessen.”

Ja, das war allerdings der Fall; er hatte es eben so rasch vergessen, aber sie nicht, und wenn sie ihm auch nie ein unfreundlich Gesicht zeigte, wenn sie ihn immer bei sich entschuldigte und sein oft mürrisches Wesen auf die Sorgen und den Aerger schob, den er außer dem Hause gehabt – ein kleiner Stachel blieb von jeder dieser Scenen in ihrem Herzen zurück, so viel Mühe sie sich selber gab, die Erinnerung daran zu bannen; einen kleinen Nebelpunkt ließ jede solche Wolke zurück, die an der Sonne ihres häuslichen Glücks, sei es noch so schnell vorübergezogen, und in einsamen Stunden konnte sie oft recht traurig darüber werden.

Sie hatten zwei Kinder mitsammen, an denen der Vater mit großer und wirklich inniger Liebe hing – und doch, wie wenig gab er sich mit ihnen ab! – Es ist wahr, am Tage war er sehr viel beschäftigt und mußte sich oft gewaltsam die Zeit abringen, um nur zum Mittagsessen zu kommen, aber Abends um sechs Uhr hatte er dafür auch jedes Geschäft abgeschüttelt, und dann wäre ihm allerdings Zeit genug geblieben bei Frau und Kindern zu sitzen, um sich seines häuslichen Glückes zu freuen, aber – „er mußte dann doch ein wenig Zerstreuung haben” – wie er sich selbst vorlog – er mußte den Geschäftsstaub abschütteln und mit einem „Glas Bier” hinunterspühlen, und das geschah am besten im Wirthshaus, wo man nicht gezwungen war zu reden – wenn man nicht reden wollte – wo man einmal eine Partie Scat oder Billard spielte, um die ärgerlichen Geschäftsgedanken aus dem Kopf zu bringen – und wie die Ausreden alle hießen, mit denen er allein sich selber betrog, denn seine Frau fühlte besser den wahren Grund.

Er amüsirte sich nicht zu Haus. Er hatte seine Frau und Kinder unendlich lieb und würde Alles für sie gethan, jedes wirklich große Opfer für sie gebracht haben aber – er verstand nicht, sich mit ihnen zu beschäftigen, und suchte deshalb Unterhaltung bei Karten und Billard.

Und wie verständig und lieb betrug sich seine Frau dabei! Er mochte noch so spät Abends zum Essen kommen, nie zeigte sie ihm ein unfreundliches Gesicht, nie frug sie ihn, wo er heute so lange gewesen. Die Kinder – wenigstens das jüngste – waren dann schon meist zu Bett gebracht; er konnte ihnen nicht einmal mehr „gute Nacht” sagen, und ärgerlich über sich selber – so sehr er auch vermied es sich selber einzugestehen – verzehrte er schweigend sein Abendbrod.

Das waren die Momente, wo ihm der älteste Knabe ängstlich aus dem Weg ging, denn hatte er irgend etwas versäumt, und der Vater erfuhr es in einer solchen Stunde, dann konnte er sehr böse und sehr heftig werden – und die arme Mutter litt besonders schwer darunter.

Wie oft nahm er sich vor, die Abende in seiner Familie, bei den Seinen zuzubringen, und er wußte ja, wie sich seine Frau darüber gefreut haben würde. So lieb und gut sie dabei mit den Kindern war, so sorgsam sie auf Alles achtete, was dem Gatten eine Freude machen oder zu seiner Bequemlichkeit dienen konnte, so verständig war sie in jeder andern Hinsicht, und es gab Nichts, worüber sich nicht ihr Mann hätte mit ihr unterhalten mögen, Nichts, worin sie nicht im Stande gewesen wäre, einen vernünftigen Rath zu ertheilen. Er kannte und schätzte diese Eigenschaften an ihr – er liebte sie dafür nur desto mehr, aber – wenn der Abend, wenn die Zeit kam, wo er wußte, daß sich die Spieltische besetzten oder die gewöhnliche quatre tour zusammenkam, dann ließ es ihn nicht länger zu Hause ruhn.

Seine Frau war die letzten Jahre kränklich geworden, da sie aber nie gegen ihn klagte und ein häufiger wiederkehrendes Unwohlsein stets so viel als möglich vor ihm verbarg, um ihm die wenigen kurzen Stunden nicht zu verbittern, die er bei ihnen zubrachte, achtete er selber nicht viel darauf, oder hielt es doch keineswegs für gefährlich. Er hatte in der That sehr viel zu thun und den Kopf zu Zeiten voll genug – nur seiner Frau daheim hätte er es nicht sollen entgelten lassen. Sobald er das aber ja einmal fühlte, wollte er es auch stets wieder gut machen, und überhäufte sie mit Geschenken – ja, wo er einen Wunsch an ihren Augen ablesen mochte, erfüllte er ihn – soweit er eben mit Geld erfüllt werden konnte – nur seine Abende widmete er ihr nicht. – Er wollte auch eine Erholung haben, wie er meinte, und in seiner Heftigkeit gegen die Seinen mäßigte er sich eben so wenig.

„Ihr müßt mich nehmen, wie ich nun einmal bin,” sagte er in einer halben Abwehr, in halber Entschuldigung; „Ihr wißt wie’s gemeint ist,” und damit war die Sache für ihn abgemacht, aber nicht für die Frau.

Er war auch jetzt zu Zeiten, in Gegenwart Fremder heftig gegen sie, und fuhr sie rauh an. Er meinte es wirklich nicht so bös, wie die Worte klangen, aber es trieb ihr doch manchmal die Thränen in die Augen, so sehr sie sich auch dagegen stemmte, ihm zu zeigen, wie weh er ihr gethan.

So verging der Winter. Es war eine neue Gesellschaft in X. gegründet worden und Brethammer Vorstand dabei. Das Local wurde mit einem Ball eröffnet, und er hätte seine Frau gern dort mit eingeführt, ja er kaufte ihr ein ganz prachtvolles Ballkleid und that wirklich Alles, um sie zu überreden, ihm die Freude zu machen. Sie sagte ihm jetzt, daß sie unwohl sei, aber er wollte es ihr nicht glauben, und erst als sie ihm mittheilte, wie viel sie den letzten Herbst gelitten, und wie große Mühe sie sich gegeben, es nicht zu zeigen, erschrak er, und jetzt fiel ihm auch ihr bleicheres Aussehen, fielen ihm die eingefallenen Wangen auf. Aber er nahm es trotzdem leicht. Sie war schon oft unwohl gewesen und hatte sich immer wieder erholt, auch diesmal würde es sicher vorübergehen, wenn sie sich nur schonte. Es war unter solchen Umständen jedenfalls das Vernünftigste, daß sie nicht auf den Ball ging.

Der Winter verging, Bertha wurde in der That nicht kränker, aber sie blieb leidend, und ihr Gatte gewöhnte sich zuletzt an diesen Zustand. Er hatte anfangs seine Heftigkeit gemäßigt und sich Gewalt angethan – und ach, wie dankbar war ihm Bertha dafür! – auf die Länge der Zeit aber vergaß er das wieder – es war ja nicht mehr nöthig. Seine quatre tour und Scatpartie versäumte er aber nie und amüsirte sich ganz vortrefflich dabei. Kam er dann Abends nach Haus – ob er sich auch einmal um eine halbe oder ganze Stunde verspätet hatte – fand er den Tisch gedeckt, und war es so spät geworden, daß die Kinder zu Bett geschickt werden mußten, so setzte sich sein Weib mit ihm allein zum Essen nieder.

Im Frühjahr schienen Bertha’s Leiden heftiger wiederzukehren, und der Arzt kam fast täglich, aber auch er sah keine Gefahr darin. Er wußte selber nicht, daß Bertha ihr Leiden leichter nahm, als es wirklich war, oder vielleicht mehr vor ihm verbarg, als sie hätte thun sollen; aber sie fürchtete, dem Gatten das Haus dadurch noch ungemüthlicher zu machen, und trug deshalb lieber Alles allein.

Eines Abends, im Mai, saß Dr. Brethammer wieder am Kartentisch und zwar in einem Garten, etwa drei Viertelstunden Wegs von X. entfernt, wohin die kleine Gesellschaft bei schönem Wetter allabendlich auswanderte, als ein Bote hereingestürzt kam und ihm einen kleinen Zettel überreichte. Es standen nur wenige Worte darauf:

„Komm zu mir. – Bertha.” Aber die Worte waren mit zitternder Hand geschrieben, und den Mann überkam, als er sie gelesen, eine ganz sonderbare Angst.

Was konnte da vorgefallen sein? war Bertha krank geworden? daß sie fortwährend krank gewesen, wollte er sich gar nicht gestehen, aber der Bote wußte weiter nichts. Man hatte ihn auf der Straße angerufen und gut bezahlt, damit er so schnell wie möglich diesen Brief übergeben sollte. – Mitten im Spiel hörte der Doctor auf, ein Beisitzender mußte dasselbe übernehmen, und so rasch ihn seine Füße trugen, eilte er in die Stadt zurück. Und er hatte nicht zu sehr geeilt – unten im Hause traf er sein Mädchen, die eben aus der Apotheke kam und verweinte Augen hatte.

„Was um Gotteswillen ist vorgefallen – meine Frau –?”

„O gehen Sie hinauf, gehen Sie hinauf!” rief das Mädchen. „Sie hat so danach verlangt, Sie noch einmal zu sehen.”

Der Mann wußte nicht, wie er die Treppe hinauf kam. Der Arzt stand neben dem Bett, streckte ihm die Hand entgegen, drückte sie leise und verließ das Zimmer, und neben dem Bett kniete der Unglückliche, die kalte Hand seines treuen Weibes mit Küssen und Thränen bedeckend.

„Mein Kuno,” flüsterte die zitternde Stimme, „o wie lieb das von Dir ist, daß Du noch einmal gekommen bist – mir ist nur so kurze Zeit geblieben – das Alles brach so schnell herein.”

„Bertha, Bertha, Du kannst – Du darfst mich nicht verlassen,” schluchzte der Mann und schlang seinen Arm krampfhaft um sie.

„Du thust mir weh,” bat sie leise, „fasse Dich Kuno, es muß sein – ich muß fort von Dir und den Kindern – o sei gut mit ihnen, Kuno – sei nicht so rauh und heftig mehr – sie sind ja lieb und brav, und Du, – hast sie ja auch so lieb.”

Der Mann konnte nicht sprechen. In der leisen, mit bebender Stimme gesprochenen Bitte lag ein so furchtbarer Vorwurf für ihn, daß er seinen Gefühlen, seiner Reue, seiner Zerknirschung nicht mehr Worte geben konnte. Nur seine Stirn preßte er neben die Sterbende auf das Bett, und ihre Hand lag auf seinem Haupt und drückte es leise an sich.

„Kuno,” hauchte ihre Stimme nach einer langen Pause wieder.

„Bertha, meine Bertha!” rief der Mann, sein Antlitz zu ihr hebend, „fühlst Du Dich besser?”

„Leb wohl!”

„Bertha!” stöhnte der Unglückliche, „Bertha!”

„Mach mir den Abschied nicht schwer,” bat die Frau, „die Kinder habe ich schon geküßt, ehe Du kamst – ich wollte noch mit Dir allein sein. Laß mich ausreden,” flehte sie, „mir bleibt nicht mehr viel Zeit und das Sprechen wird mir schwer – leb wohl, Kuno – habe noch Dank – tausend Dank für all das Liebe und Gute, was Du mir gethan – sei mir nicht bös, wenn ich vielleicht – ”

„Bertha, um Gottes willen, Du brichst mir das Herz – ”

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