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Sigmund Freuds Atheismus wurde zum Vorbild vieler religionskritischer Bewegungen im 20. Jahrhundert. Dieses Buch stellt seinen Absolutheitsanspruch infrage. Während seinerzeit religionskritische Kämpfe zu entscheidenden Fortschritten geführt haben, leben wir heute in einer Zeit größerer Nachdenklichkeit. Der Autor stellt eine historische Konfliktlinie vor, die sich zwischen Glaube und Unglaube, Atheismus und Kirche, säkularem Denken und Religion entfaltet hat. Er zeigt, wie Freud in seinem Leben und Denken auf sehr menschliche Weise darin verstrickt ist, und schildert, wie andersartig der Soziologe Max Weber und der Philosoph Ludwig Wittgenstein ihr Verhältnis zu Religion und Säkularität gestalten. Er möchte die Leser anregen, ihre eigenen Erfahrungen und Überzeugungen im Konfliktfeld zwischen moderner Rationalität und verzaubernder Religiosität zu reflektieren.
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1. Auflage 2014
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung:
W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-023356-0
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-025023-9
epub: ISBN 978-3-17-025024-6
kindle: ISBN 978-3-17-025025-3
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1
Einleitung
Religion perspektivisch betrachtet
Ist Religion dumm?
Freuds Atheismus im Widerspruch
Infantiler Glaubenskonflikt und Religionsambivalenz
Zur Methode
Danksagung
2
Sigmund Freud: Der stolze Atheist leiht sich Religion
Der Stammhalter einer leidlich frommen Familie
Die adoleszente Emanzipation zum gottlosen Mediziner
Der konsequente Wissenschaftler lebt ohne Religion
Eine heroisch-stoische Weltanschauung
Und was ist mit dem Jüdischen?
Der Mann Moses und die geliehene Religion
Freuds Kulturideal: der »Triumph der reinen Geistigkeit«
Säkulare und religiöse Lebenslinie im Konflikt
3
Freuds Atheismus historisieren
Das Mittelalter meint: Der religiöse Glaube ist vernünftig
Renaissance: Rabelais kann noch keinen Atheismus vertreten
Neuzeit: Die Möglichkeit der Wahl zwischen säkularem und religiösem Denken wird erobert
Die zwangsbefreite Martha bleibt fromm
Freuds Zeitalter der Weltanschauungen
Zusammenfassung zu Freud (2. und 3. Kapitel)
4
Max Weber: Der gebrochene Baum
Religiös absolut »unmusikalisch«
Webers Briefpartner Ferdinand Tönnies
Eine religiöse Welt der Gebrochenheit und des Stolzes
Religionskonflikte der persönlichen Art
Der Bruch im modernen Subjekt
Schicksale der religiösen Musikalität
»nirgends ganz verlässlich daheim«
Zusammenfassung zu Weber
5
Ludwig Wittgenstein: Der heißblütige Christ
Der junge Wittgenstein
»Es kann dir nix g’schehn!«
Im Krieg sich selbst finden
Ein religiöses Erlebnis
Die Erfahrung des Absoluten
Religiöse Fragen sind Lebensfragen
Kritik der wissenschaftlichen Weltanschauung
Um den Preis der Selbstverleugnung
Zusammenfassung zu Wittgenstein
6
Schluss: Religion wird reflexiv
Befreiung – Nachdenklichkeit – Vertiefung
Weber und Wittgenstein relativieren Freuds Atheismus
Religiöse Idiosynkrasien – falsche Eindeutigkeiten
Und die Wahrheitsfrage?
Vom Zeitalter der Weltanschauungen zur postsäkularen Gesellschaft
Sigmund und Martha in einer Person
Literatur
Sachwortregister
Personenregister
In diesem Buch geht es um zwei Themen. Das eine beschäftigt sich mit dem Schicksal der Religion in derModerne. Es nimmt die epochale Veränderung auf, die Friedrich Nietzsche und Max Weber besonders dramatisch in Worte gefasst haben: den Tod Gottes oder vielmehr seine Ermordung, den Niedergang des Glaubens an den christlichen Gott und den Sieg des Atheismus. Nietzsche hat ihn ein gesamt-europäisches Ereignis genannt (1887, 481. 599). Weber hebt die Zäsur säkularen Formats hervor, welche die moderne rationale Welt, die vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, von der religiös-metaphysisch bezauberten alten Welt mit ihren Glaubenswahrheiten scheidet (Tyrell 1991). Beide muten ihren Zeitgenossen zu, diese epochale Diskontinuität persönlich und intellektuell sich anzueignen.
Wie machen sich Sigmund Freud, Max Weber und Ludwig Wittgenstein diesen Zeitenbruch zu eigen? Genau um diese Frage geht es, wenn ich ihre religiöse Biografie und ihr Denken in den Mittelpunkt stelle. An ihrem Beispiel möchte ich untersuchen, wie vielfältig, widersprüchlich und individuell das moderne Subjekt seine religiösen, anti- oder areligiösen Überzeugungen ausbildet. Damit übernehme ich die historische Perspektive Webers und wende sie auf drei individuelle Schicksale an. Weber steht für eine Nachdenklichkeit, welche die persönliche und zeitgenössische religiöse Lage soziohistorisch zu fassen sucht. Freud tritt dagegen mit der Perspektive des stolzen Atheisten auf. Er stellt sich in größte Distanz zur Religion, entlarvt sie als illusionäre Wunscherfüllung und bekämpft ihre Macht (Will 2006c). Wittgenstein schließlich erobert ein neues Verständnis von Religiosität. Er nimmt Religion von innen her ernst und artikuliert sie als Teil seiner eigenen Existenz und seines emotionalen Erlebens (Biletzki 2009).
Es wird sich zeigen, dass diese drei unterschiedlichen Perspektiven Widersprüche auch in sich enthalten. Die Religionsverhältnisse in der Moderne erweisen sich als ziemlich spannungsvoll, und zwar nicht nur gesellschaftlich und zwischen den Individuen, sondern auch innerhalb der einzelnen Person. Um das fassen zu können, gehe ich von einer konflikthaften Struk-tur des Religiösen im Individuum aus, also von einem psychoanalytischen Gedanken. Erweitert wird er in der These, dass sich diese konflikthafte Struktur in den letzten Jahrhunderten auch gesellschaftlich und kulturell ausgestaltet hat: in der vormodernen Spannung zwischen Glauben und Unglauben, in dem Kampf zwischen Atheismus und Kirche zu Freuds Zeit und im Widerspruch zwischen Säkularität und Religion in unserer Gegenwart. Die säkulare Welt gewinnt sich selbst, indem sie sich von Religion abgrenzt und zu ihr in Widerspruch tritt (Weber 1915; Habermas 2001a; Taylor 2007). Auf diese Weise kommt der Untertitel des Buches zustande, in dem ich von dem Konflikt zwischen säkularem Denken und Religion spreche. Ich hoffe, dieser Konflikt taugt als analytische Kategorie, um Freud, Weber und Wittgenstein besser zu verstehen.
Das zweite Thema des Buches ist Freuds Atheismus. Hier wende ich mich nicht gegen Freuds atheistisches Denken, aber gegen die Verlötung der Psychoanalyse mit der atheistischen Position. Ich stelle die Selbstgewissheit und den imperialen Anspruch infrage, mit denen er – und viele seiner Nachfolger – diese und die darauf aufbauende Religionskritik verficht. In diesem Punkt tritt er auf, als stünde er jenseits der Geschichte. Ich meine, dass er damit seiner eigenen Aufforderung zur psychoanalytischen Selbstreflexion nicht gerecht wird. Zudem verkennt er, dass er eine Position in einem historischen Kampf gegen andere Positionen einnimmt. Neben internen Widersprüchen in seiner antireligiösen Haltung führe ich Weber und Wittgenstein als externe Zeugen dafür an, dass andere Haltungen zur Religion bei vergleichbarer intellektueller Redlichkeit möglich sind. So kommt der Haupttitel des Buches: zustande.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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