Gehalten - Elisabeth Bührer-Astfalk - ebook

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Elisabeth Bührer-Astfalk

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Opis

Elisabeth Bührer-Astfalk hat eine Botschaft für alle Alleinerziehenden: "Genauso wie du gehöre ich zu der Gruppe der Einelternfamilien. Das Schöne daran: Auch wir sind Familien. Das Schwierige: Es gibt nur einen Elternteil. Manchmal sind unsere Tage leicht, bunt und fröhlich, doch immer wieder sind sie anstrengend, kräfteraubend, und wir fühlen uns richtig allein. Die 40 Andachten wollen dir zurufen: Du wirst verstanden! Gott ist da! Mitten in dieser Wüstenwanderung gibt es Oasen für dich! Ich wünsche dir von Herzen, dass du beim Lesen erfrischt und ermutigt wirst."

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Elisabeth Bührer-Astfalk

Gehalten

Das Andachtsbuch für Alleinerziehende

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22974-5 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26955-0 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2020 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Bodenborn 43 · 58452 Witten

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse

folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen.

Weiter wurden verwendet:

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe

in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Umschlaggestaltung: Nakischa Scheibe Fotografie + Design

Titelbild: © Elisabeth Ansley / Trevillion Images

Autorenfoto: © Peter Schäublin, peterschaeublin.com

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Autorin

Zum Einstieg

Teil 1Plötzlich alleinerziehend

1. Zerbrochene Herzen

2. Es ist‚ wie es ist

3. Wohin mit der Wut?

4. Ändere die Blickrichtung

5. Zu viel Chaos

6. Mach mal eine Pause

7. Rufe um Hilfe

8. Gemeinschaft tut gut

9. Beim Psychologen

10. Das Glück der anderen

Teil 2Gott ist da

1. Bete mit Psalmen

2. Tu heute mal nichts

3. Abba-Liebe

4. Gottes Wort ist wahr

5. Häng dich an Gott

6. Vergib dir selbst

7. Empfange Gottes Mutterliebe

8. Sei dankbar – trotz allem

9. Entdecke das Neue

10. Im Wartezimmer Gottes

Teil 3Gott versorgt

1. El-Roi – Ein Gott, der dich sieht

2. Keine Angst – er hält dich

3. Poltere an die Tür Gottes

4. Verändere dein Denken

5. Unter Gottes Schutz

6. Du sollst leben

7. Versorgungswunder

8. Triff gute Entscheidungen

9. Novemberblues

10. Mut zum Muttersein

Teil 4Geh weiter mit Gott

1. Kopf hoch!

2. Alles hat seine Zeit

3. Wunder werden wahr

4. Überwinde deine Schuldgefühle

5. Gottes guter Plan B

6. Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit

7. Das finstere Tal und der gute Hirte

8. Seine Adlerkraft

9. Mütter-Gebetsfreundinnen

10. Mache gute Erfahrungen mit Gott

Ausklang – gehalten von Gott

Anmerkungen

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Über die Autorin

Elisabeth Bührer-Astfalk ist gebürtige Deutsche und lebt im Zürcher Weinland. Seit 2007 ist sie verwitwet und hat vier (fast) erwachsene Kinder. Sie arbeitet als wissenschaftliche Journalistin und engagiert sich in der Begleitung trauernder Menschen.

www.buehrer.care

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Zum Einstieg

Liebe Alleinerziehende,

genauso wie du gehöre ich zu der Gruppe der Einelternfamilien. Das Schöne an diesem Begriff: Auch wir sind Familien. Das Schwierige daran: Es gibt nur einen Elternteil. Manchmal sind unsere Tage leicht, bunt und fröhlich, doch immer wieder sind sie anstrengend, kräfteraubend, und wir fühlen uns richtig allein. Allein auch darin, nicht verstanden zu werden, was es wirklich heißt, Tag für Tag die alleinige Verantwortung für ein Kind zu tragen und einen Einelternhaushalt zu managen.

Für diese schwierigen Tage habe ich dir dieses Andachtsbuch mit insgesamt 40 Andachten geschrieben. Die Zahl 40 hat Symbolcharakter für mich, denn schon das Volk Israel wanderte 40 Jahre lang durch die Wüste. Kinder allein zu erziehen, ist auch so etwas wie eine Wüstenwanderung. Meine Wüstenwanderung begann im März 2007, als mein Mann nach nur drei Monaten Krankheitszeit an einer Krebserkrankung starb und ich mit vier Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren allein zurückblieb. Heute sind aus diesen vier Kindern vier lebensbejahende junge Menschen geworden, und ich bin froh, dass es in jeder noch so großen Wüste Oasen gibt.

In diesem Buch möchte ich dich nicht nur in meine Wüstenwanderung als Alleinerziehende hineinnehmen, sondern auch in meine Oasen. Außerdem lade ich dich ein, zusammen mit mir in die Bibel zu schauen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du beim Lesen erfrischt und ermutigt wirst.

Deine Elisabeth Bührer-AstfalkKleinandelfingen (Zürich), Januar 2020

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Teil 1 Plötzlich alleinerziehend

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1. Zerbrochene Herzen

Immer wieder taucht sie in mir auf, die letzte Zeit meines Mannes, die schwere Krankheitszeit. Sie quält mich, lässt mich nicht in Ruhe. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie ich an seinem Bett im Krankenhaus sitze. Es ist ein Einzelzimmer, das »Sterbezimmer«, wie ich eine Schwester hatte sagen hören. An einem Tag streichelt er mir noch sanft das Haar und flüstert leise: »Ich liebe dich.« Doch dann werden die Tage immer beschwerlicher, das Atmen anstrengend. Eines Abends flüstert er kaum hörbar: »Kannst du mir den Sauerstoff höherstellen?« »Oh ja, klar, mache ich.« Tief besorgt betätige ich die Apparatur. Meine Hand zittert. Dann setze ich mich wieder an sein Bett, schaue ihn an, höre seinen schweren Atem. Es geht ihm sehr schlecht. Mein Herz klopft laut vor Angst. Als ich ihn anspreche, reagiert er kaum noch. Ich drücke den Notfallknopf, aber es kommt niemand. Dann springe ich auf den Flur hinaus und suche die Schwester. Sie eilt herbei, fühlt seinen Puls und sagt dann, langsam zu mir aufschauend: »Er ist tot.« Fassungslos starre ich sie an. In mir schreit es: »Nein, bitte, nein!« Dann drehe ich mich weg zum Fenster, schaue in die Dunkelheit hinaus und spüre, wie sich langsam, aber unaufhaltsam ein Riss quer durch mein Herz zu ziehen beginnt.

Seither sind einige Wochen vergangen, die Kinder halten mich tagsüber am Leben. Doch in der Nacht kommt der Schmerz. Er fühlt sich an, als könnte ich darin versinken. Ich liebe meinen Mann noch immer. Doch die Liebe, die ich für ihn empfinde, bleibt einseitig. Er kann und wird sie nie mehr erwidern. Das ist kaum auszuhalten. Zum ersten Mal in meinem Leben verstehe ich den Ausdruck: »Mein Herz ist gebrochen.« In dieser Zeit bekomme ich viel Post. Eines Tages liegt ein Brief aus Deutschland im Briefkasten. Eine Frau, die ich gar nicht kenne, hat ihn mir geschrieben. Ich öffne ihn und lese: »Im letzten Jahr habe auch ich einen geliebten Menschen verloren. Mir hat es geholfen zu schreiben. Denn Schreiben schlägt eine Brücke.« Der Brief und die Anteilnahme dieser Frau tun mir gut. Ich denke lange über diese Zeilen nach. Dann probiere ich es aus und nutze nun fortan meine schlaflosen Stunden zum Schreiben. Ich schreibe Erinnerungen auf, schreibe auf, wie sehr mir mein Mann fehlt, wie weh mir sein Tod tut. Und an Gott schreibe ich ein großes »Warum?«

In meiner Stillen Zeit lese ich oft Verse aus dem Buch Hiob, obwohl das Leid, das Hiob erlebt hat, meine Vorstellungskraft übersteigt. »Schlimmer geht’s nimmer«, fällt mir dazu nur ein. Zuerst verliert Hiob seinen gesamten Besitz und dann noch alle seine Kinder. Danach wird er schwer krank, und damit nicht genug, wendet sich auch noch seine Frau von ihm ab. Er hat treue Freunde, das scheint ein Lichtblick zu sein, doch leider verstehen sie seine Situation falsch und machen durch ihre Reden seine Not nur noch schlimmer.

Das Schlimmste für Hiob ist jedoch, dass er nicht weiß, warum er so leiden muss. Und so schreit er zu Gott: »Habe ich gesündigt? Was habe ich dir getan, du Wächter der Menschheit? Warum machst du mich zur Zielscheibe deiner Angriffe? Bin ich dir eine Last?«(Hiob 7,20). Doch Hiob bekommt darauf keine Antwort. Ja, es scheint so, als habe sich Gott vor ihm verborgen. Verzweifelt sagt er: »Ich wollte, ich wüsste, wie ich Gott finden und zu seiner Wohnung kommen könnte. (…) Doch gehe ich nach Osten, so ist er nicht da. Gehe ich nach Westen, merke ich nichts von ihm. Tut er sein Werk im Norden, fällt es mir nicht auf. Wende ich mich nach Süden, sehe ich ihn nicht« (Hiob 23,3; 8-9).

In Kapitel 30,16 spricht Hiob weiter von seiner Not: »Mein Herz ist gebrochen, ich bin meinem Elend völlig ausgeliefert.«

Diese Abgründe und Gefühle von tiefster menschlicher Not und Verlassenheit tauchen bei einem Mann auf, der sein Leben lang mit Gott unterwegs war. Ich bin froh, dass die Bibel davon berichtet, denn diese Fragen und Gefühle dürfen sein. Ja, sie müssen sein, weil sie ehrlich sind. Alles andere würde nicht dem entsprechen, was Hiob gerade durchleidet.

Vielleicht ähneln Hiobs Fragen auch deinen eigenen? Warum ich? Wo ist Gott? Vielleicht hat eine Lebenssituation auch dein Herz gebrochen?

Das Buch Hiob will dir Mut machen, all deine Fragen, Gedanken und Gefühle nicht für dich zu behalten, sondern sie mit Gott zu teilen. Gerade auch dann, wenn dein Umfeld deine Not zu wenig versteht, so wie das bei Hiob der Fall ist. Denn Gott hält alle Klagen aus, und er wünscht sich, dass du dich trotz allem an ihn wendest und an ihm festhältst. Dass du mit ihm in Beziehung bleibst.

Wie lange Hiob leiden muss, geht aus der Geschichte nicht hervor. Doch trotz seines großen Leides bleibt er an Gott dran und hält so lange durch, bis Gott ihm begegnet, in einem gewaltigen Sturm (Hiob 40,6). Nun erfährt Hiob: Gott ist tatsächlich real und er ist groß und mächtig. Er hat den Überblick über sein Leben und hält es in seiner Hand.

Eine Antwort auf die Frage nach dem Warum erhält Hiob nicht, zumindest noch nicht. Trotzdem erkennt Hiob Gottes Größe und Allmacht an und akzeptiert damit auch, keine Erklärung auf diese sinnlos erscheinende Tragödie seines Lebens zu bekommen. Doch dann tut Gott ein großes Wunder: Er schenkt Hiob Heilung und Wiederherstellung. Äußerlich und innerlich.

Am Schluss des Buches Hiob lesen wir in Kapitel 42,5, wie Hiob bekennt: »Bisher kannte ich dich (Gott) nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen.« Das zeigt, dass jede Lebenskrise auch die Chance beinhaltet, Gott noch einmal ganz neu zu begegnen.

Gottesbegegnungen kommen heute meistens nicht mehr so spektakulär und plötzlich daher. Vielleicht zeigt er sich in kleinen Erlebnissen des Alltags. Doch diese können genauso wirksam sein. In meinem Fall ist es der Brief einer unbekannten Frau und die Entscheidung, ihren Rat anzunehmen. In den nun folgenden Wochen spüre ich mehr und mehr, wohin sich verbindende Brücken schlagen: zu meinem Mann, zu dieser schweren Krankheitszeit, zu meinem verwundeten Herzen und vor allem zu Gott, der das alles zugelassen hat. Und langsam, ganz langsam beginnt sich etwas zu ordnen, werde ich ruhiger, und der ganz große Schmerz lässt nach.

Mutmach-Tipp:

Bleibe mit Gott im Gespräch, auch wenn die Not groß ist. Stelle ihm alle deine Fragen. Er will dir begegnen.

Zum Nachlesen:

Hiob 23,2-9; Hiob 30,16-31; Psalm 147,3

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2. Es ist‚ wie es ist

Es ist Mittag, kurz vor 12 Uhr. Schnell treffe ich noch die letzten Vorbereitungen für das Mittagessen. Da höre ich auch schon durch das geöffnete Küchenfenster die Schulglocke. Gleich werden die Kinder zu Hause sein. Einen weiten Schulweg haben sie nicht. Noch nicht. Sie müssen nur einmal über die Straße gehen. Schon bald sitzen wir am Mittagstisch. Kaum ist das Tischlied gesungen, steigt der Lärmpegel an. Der Jüngste hat unbemerkt ein Spielzeugauto mit zum Tisch genommen und findet es lustig, mit diesem um den Teller zu fahren. Der Zweitjüngste hat großen Hunger und will unbedingt als Erster den Teller gefüllt kriegen. Er kann keine Sekunde mehr warten, wofür er von seiner Schwester anhaltend kritisiert wird. Sie hat auch Hunger. Der Älteste hat dann sogleich auch einige dringende Informationen und zeigt mir, wo er die Elternbriefe hingelegt hat, die ich baldmöglichst zu lesen und zu unterschreiben habe. Der Jüngste hingegen scheint wieder einmal kein Interesse am Essen zu haben, hat aber mittlerweile beim Autoschieben mit seinem Arm das Trinkglas seines Bruders erwischt. Das Wasser aus dem Glas ergießt sich auf dem Tisch und tropft langsam und stetig auf den Küchenboden. Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben, putze, nehme dem Jüngsten sein Auto ab, versuche, ihn zum Essen zu bewegen, obgleich er schon wieder vom Tisch will.

Innerlich fühle ich mich gestresst. Dann höre ich meine Tochter von der neuen Lehrerin und der Theateraufführung erzählen, die bald stattfinden wird. Sie habe nur eine ganz kleine Rolle bekommen, das sei ungerecht. Dann fügt sie noch an, dass diese Lehrerin sowieso richtig blöd sei und sie deshalb nun am liebsten gar nicht mehr zur Schule gehen wolle. Wie ernst es meiner Tochter mit der Aussage ist, nicht mehr zur Schule gehen zu wollen, merke ich dann in den folgenden Wochen. Jeden Abend beim Gutenachtsagen bemerkt sie mit großer Bestimmtheit: »Ab morgen gehe ich nicht mehr zur Schule, bitte melde mich ab.« Natürlich muss sie trotzdem gehen. Ich rede mit der Lehrerin, doch das hilft nichts. Im Gegenteil. Meine Tochter klagt nun mehr und mehr über Bauch- und Kopfweh, und ich sehe, wie sie zunehmend leidet. »Wieso ist alles nur so kompliziert«, denke ich trübe.

Schließlich melde ich sie beim »Kinder- und Jugendpsychologischen Dienst« an. Dort sitze ich nun im Wartezimmer und hadere damit, dass ich meine Tochter zum Zwecke endloser Tests abgegeben habe. Das heißt, eigentlich sitze ich nicht, sondern ich versuche, meine beiden jüngeren Jungs irgendwie in Schach zu halten. Die beiden können leider selten friedlich zusammen spielen. Schon gar nicht auswärts. Doch eine Art Kugelbahn, die glücklicherweise mit kleinen Autos funktioniert, fasziniert dann die beiden. Jetzt habe ich Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen, und denke so vor mich hin: »Es ist alles so anstrengend geworden, es gibt auch dauernd irgendetwas zu schimpfen. Ich brauche mehr Gelassenheit, mehr Frieden in meiner Familie. Mehr Frieden in mir.« Dann, auf einmal, fällt mein Blick auf die Pinnwand schräg gegenüber. Dort hängt ein schlichtes weißes Blatt Papier, das die große Aufschrift trägt: »Es ist, wie es ist.« Sonst steht da nichts. »Hm – eine simple Erkenntnis«, denke ich. Doch dann »inhaliere« ich diesen Satz förmlich und verstehe dessen tiefen Sinn, je länger ich ihn anschaue. Ich spüre, welche Entlastung eine solche Haltung mit sich bringen könnte. Es geht um das Annehmen dieser ach so vielen kleinen und großen Dinge, die ich nicht ändern kann. Dieses Annehmen könnte Frieden und Ruhe für die Seele bringen.

Auch schon die Menschen in der Bibel hatten oft Schwierigkeiten, die Ruhe zu bewahren. Im Brief von Paulus an die Philipper lese ich in Kapitel 4,6-7: »Sorgt euch um nichts, sondern betet um alles. Sagt Gott, was ihr braucht, und dankt ihm. Ihr werdet Gottes Frieden erfahren, der größer ist, als unser menschlicher Verstand es je begreifen kann. Sein Friede wird eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahren.«

Der Friede Gottes ist unabhängig von äußeren Umständen, er will vielmehr in unserem Kopf und in unserem Herzen wirken. Doch dazu ist es zuerst einmal nötig, alle Sorgen vertrauensvoll an Gott abzugeben. Alle Sorgen, aber auch alles Grübeln über die Vergangenheit. Alles »Hätte ich doch« oder »wäre ich nicht« oder alles »Warum nur« ist in seiner Hand. Er hat alles gesehen und zugelassen. Er weiß darum. Doch er trägt auch alle Lasten und Sorgen der Zukunft, alles Fragen: »Wie soll das nur werden« oder »Wie soll ich das bloß schaffen?« Er sagt: »Sorge dich um nichts. Deine Vergangenheit und deine Zukunft sind bei mir gut aufgehoben.« Er will, dass seine Kinder im Hier und Jetzt leben, es auch annehmen und nicht ständig dagegen ankämpfen.

Doch manchmal ist dieses Hier und Jetzt im Zusammenleben mit Kindern einfach furchtbar chaotisch und nervenaufreibend. Da geht etwas zum wiederholten Male schief. Die Situation eskaliert. Der Familienfrieden ist dahin. Dann beginnt die Suche nach dem Schuldigen: das schwierige Kind; der unverständige Lehrer; der Ehemann, der gegangen ist; die Mitmenschen, die nicht genug unterstützen. Vielleicht bin ich auch selbst die Schuldige, die wieder einmal versagt hat. Und so geht schließlich nicht nur der Familienfrieden, sondern auch der innere Frieden verloren.

Kennst du das auch?

Hier kann der Satz von der Pinnwand in der Praxis helfen: »Es ist, wie es ist.« Nicht als leere Floskel, sondern als ein Satz, der akzeptiert, dass es im Familienalltag einfach ein gewisses Maß an Chaos gibt, dass Gläser umfallen oder Schulprobleme auftauchen können. Ein Satz, der keinen Schuldigen sucht. Ein Satz, der den Weg nach vorne öffnet und hilft, das anzupacken, was es nun anzupacken gilt. Ein Satz, der im Wissen gesagt werden darf, dass Gott deine Vergangenheit kennt, dass er um deine jetzige Familiensituation weiß und dass er deine Zukunft kennt.

Damit der Frieden in der Familie bewahrt werden kann, ist es wichtig, für den eigenen inneren Frieden Verantwortung zu übernehmen. Diesen darfst du dir immer wieder bei Gott abholen (Johannes 14,27). Denn nur so kann es auch in der Familie Frieden geben.

Meine beiden Jungs haben im Wartezimmer auch schon bald wieder aufgehört, friedlich zusammen zu spielen. Richtig laut sind sie nun. Sogar die Frau vom Sekretariat wirft einen Blick zu uns herein. Doch – warum nicht einfach sagen: »Es ist, wie es ist.«

Mutmach-Tipp:

Nimm deine Familiensituation an. Vielleicht hilft dir dabei der Satz: »Es ist, wie es ist.«

Zum Nachlesen:

Philipper 4,6-7; Johannes 14,27

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3. Wohin mit der Wut?

Ich empfinde häufig Wut. Wut auf meinen Mann, der mich allein zurückgelassen hat, Wut auf Gott, der seinen Tod zuließ, Wut auf mein Umfeld, das wieder zur Tagesordnung übergeht. Am schwierigsten auszuhalten ist für mich die Wut, wenn ich mich ohnmächtig fühle. Zum Beispiel gegenüber unflexiblen bürokratischen Abläufen. Nach dem Tod meines Mannes will ich schnellstmöglich Rente beantragen. Dazu brauche ich seinen Ausweis der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV). Doch da fällt mir ein, dass sich dieser in unserem Bankschließfach befindet. Also fahre ich zur Bank. Ich bin mir sicher, dass ich den Ausweis bekomme, denn schließlich haben wir dieses Schließfach gemeinsam eröffnet. Dort angekommen erklärt mir jedoch eine junge Angestellte, dass ich nun auf sämtliche Dokumente des Schließfaches keinen Zugriff mehr habe, erst wieder nach dem Vorweisen des Erbscheins. Doch bis ich diesen habe, wird es mindestens noch zwei Monate dauern. Alle Erklärungen und Bitten meinerseits werden schroff zurückgewiesen. Einige Tage später darf ich dann doch, unter Aufsicht der örtlichen Vormundschaftsbehörde und jener Bankangestellten, den AHV-Ausweis meines Mannes aus dem Schließfach entnehmen. Die restlichen Dokumente werden wieder unter Verschluss genommen. Langsam dämmert es mir: Es geht um den Schutz der Erben, meine minderjährigen Kinder. Ich könnte ihnen etwas wegnehmen. So ist das also. Allerdings wären etwas weniger kontrollierende Blicke seitens der Bankangestellten beim Durchsehen des Schließfachinhaltes trotzdem nett gewesen. Das verletzt mich.

Am Nachmittag gehe ich einkaufen. Den Wagen randvoll gefüllt mit Lebensmitteln für die große Familie, den quengelnden Jüngsten neben mir, eine Schlange wartender Kunden hinter mir, stecke ich die Bankkarte ins EC-Gerät. Oh, diese geht nicht mehr, ist gesperrt. Ich überlege fieberhaft – vielleicht funktioniert die Kreditkarte noch? Ich habe Glück. Sie geht noch und ich kann bezahlen. Zu Hause angekommen telefoniere ich mit meiner Hausbank. Ja, alle Konten und Karten sind gesperrt worden. Das sind ganz normale Abläufe, wird mir erklärt, auch bei Gemeinschaftskonten. »Ich werde Ihnen jedoch umgehend eine neue Karte für Ihr Konto zukommen lassen«, versichert mir der Bankberater. Sehr witzig, denke ich nur. Mit meinem Lohnkonto kommen wir nicht weit. Ich lege den Telefonhörer auf. Am Abend bringe ich die Kinder zu Bett, setze mich schließlich auf unser Sofa im Wohnzimmer und denke nach. Und dann, auf einmal, erinnere ich mich an einen Vers aus der Bibel, der ungefähr so lautet: »Sei beruhigt! Der Herr selbst wird für dich kämpfen.« Das ist es, denke ich. Dann sage ich mir: »Gott wird für mich kämpfen, er muss es nun tun, ich habe hier allein keine Chance.« Einen Tag später bekomme ich einen Anruf vom früheren Arbeitgeber meines Mannes und erfahre etwas vom »Lohnnachgenuss«. Drei volle Monatslöhne soll ich noch einmal bekommen. Davon hatte ich nichts gewusst. »Ja – und in diesem Fall«, so der Arbeitgeber weiter, »wird veranlasst werden, dass das Geld direkt auf Ihr Konto kommt. Umgehend«, versichert er mir. Ich kann aufatmen. Diese Summe ist nun groß genug, sodass wir für die nächsten Wochen genug zum Leben haben.

Der Vers, der mir hier urplötzlich eingefallen ist, entstammt einer Geschichte aus 2. Mose 14. Das Volk Israel steckt nach der Befreiung aus der ägyptischen Gefangenschaft in einer menschlich gesehen aussichtslosen Lage. Hinter ihnen ein riesiges feindliches Heer ägyptischer Soldaten und vor ihnen das Meer, das eine Flucht unmöglich macht. Wie reagieren sie? Sie bekommen Angst, was verständlich ist. Dann beten sie zu Gott. Doch ohne seine Antwort abzuwarten, werden sie richtig wütend auf Mose, ihren Anführer. Dieser bleibt indes ganz gelassen und sagt einfach: »Wartet ab und seht, wie der Herr euch heute retten wird. (…) Der Herr selbst wird für euch kämpfen. Bleibt ganz ruhig!« (2. Mose 14,13-14). Danach geschieht eines der bekanntesten Wunder der Bibel. Gott bahnt einen trockenen Weg mitten durch das Meer. Ohne jegliches Zutun des Volkes. Kein Gegenschlag oder Kampf sind nötig. Es geschieht einfach durch das mächtige Eingreifen Gottes.

Auch in unserem Leben gibt es immer wieder Situationen, die uns regelrecht in die Enge treiben können. So sehr, dass es scheint, dass wir verloren haben oder einer Sache völlig ausgeliefert sind. Vielleicht sind es bürokratische Abläufe, die keinen Spielraum mehr erlauben. Oder es gibt Menschen, die uns ungerecht behandeln, die uns nicht das geben, was uns zusteht. Die zum Beispiel den »Geldhahn« abdrehen. Dann können wir aus dieser Geschichte lernen. Denn Gott ist auch heute noch derselbe. Er möchte, dass wir zu ihm rufen und mit seinem mächtigen Eingreifen rechnen. Vielleicht dauert es manchmal ein bisschen, bis das Wunder geschieht, weil Gott seinen eigenen Zeitplan hat oder weil er außerhalb von Zeit und Raum ist. Doch er will, dass wir nicht pausenlos selbst kämpfen, er möchte für uns kämpfen. Das ist sein Angebot. Er weiß auch, wie sehr uns das Kämpfen zermürben kann und wie oft wir verletzt daraus hervorgehen.

David schreibt im Psalm 37,5-7a: »Überlass dem Herrn die Führung deines Lebens, und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen. Deine Unschuld wird er sichtbar machen, so hell wie das Licht des Tages, und die Rechtmäßigkeit deiner Sache wird leuchten wie die Mittagssonne. Sei ruhig in der Gegenwart des Herrn, und warte, bis er eingreift.« Diese Verheißungen sind tröstlich und machen Mut. Gott verhilft – zu seiner Zeit – seinen Kindern zu ihrem Recht.

Mir persönlich geht in den folgenden Wochen diese junge Bankangestellte nicht aus dem Kopf. Jedes Mal, wenn ich an sie denke, steigt Ärger in mir hoch. Bis ich eines Tages eine kreative Idee habe. Im hintersten Keller unseres Hauses werfe ich mit voller Wucht eine alte Kaffeetasse gegen die Betonwand und schicke gleich noch ein paar Schimpfwörter hinterher. Das tut gut. Mein Ärger ist fürs Erste raus. Und schließlich kann ich dieser Frau sogar vergeben.

Mutmach-Tipp:

Wut zu empfinden, ist normal. Finde kreative Möglichkeiten heraus, um deine Wut zu mildern.

Zum Nachlesen:

2. Mose 14,14; Psalm 37

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4. Ändere die Blickrichtung

Es ist Herbst. Die Tage werden dunkler. Nun bin ich schon über ein halbes Jahr alleinerziehend. Schon oder erst? Der Jüngste hat gerade seinen vierten Geburtstag gefeiert. Es werden noch viele Jahre vor mir liegen. Werde ich es schaffen? Immer öfter zweifle ich daran. Die Tage mit den Kindern sind lang und anstrengend. Doch am schwierigsten sind die Abende für mich. Denn zum Abendessen geht nicht mehr wie früher die Haustür auf und mein Mann kommt herein und unterstützt mich. Ich sitze allein da mit den Kindern. Ich muss die abendlichen Abläufe allein durchziehen. Nach dem Abendessen dürfen die Kinder noch eine Sendung im Fernsehen schauen, nebenbei räume ich die Küche auf. Dann geht das große »Kinder-ins-Bett-Bringen« los. Zuerst den Jüngsten und anschließend den Zweitjüngsten ins Bett bringen. Eine Geschichte vorlesen, letzte Sorgen besprechen, beten und noch ein wenig dableiben, sonst kann der Jüngste nicht einschlafen. Dann noch kurz bei meiner Tochter vorbeischauen und schließlich noch beim ältesten Sohn. Er darf etwas später zu Bett gehen und muss oft noch etwas für die Schule wissen. Anschließend gehe ich in mein Büro, denn wenn es am Abend im Haus ruhig ist, kann ich am besten arbeiten. Ich schaue in meinem Terminkalender nach, welche Arbeiten bis wann abgegeben sein müssen und mache mich an die Arbeit. Oft wird es spät.

Kurz vor Weihnachten dann mag ich nicht mehr. Es ist zu viel. Ich bin erschöpft. Meine Ärztin sagt, dass ich wegmuss, zur Erholung in eine Klinik. Mindestens drei Wochen. Ich erschrecke – wie soll das gehen? Im Gottesdienst ziehe ich ein Bibelspruchkärtchen: meine persönliche Jahreslosung für das kommende Jahr. Darauf steht ein Vers aus dem Hebräerbrief: »Lasst uns (…) aufsehen zu Jesus« (Hebräer 12,1-2a; LUT). Ich hänge das Bibelspruchkärtchen in meiner Küche auf. »Aufsehen zu Jesus«, das heißt für mich, sage ich mir, dass ich nun ganz die Hilfe von ihm erwarten muss. Also beschließe ich, diesen Klinikaufenthalt tatsächlich zu machen und für drei Wochen wegzugehen. Schon bald finde ich eine Familienhelferin, die über die ganze Zeit dableiben wird und sogar bei uns übernachtet. Schließlich stelle ich noch fest, dass ich bei der Krankenkasse eine Zusatzversicherung für Haus- und Familienhilfe habe. Die Familienhelferin wird also bezahlt werden. Darüber bin ich unendlich dankbar. Gleich zu Beginn des neuen Jahres gehe ich dann. Leicht fällt es mir nicht, meine vier Kinder für einige Zeit anderen Menschen und damit zugleich Jesus zu überlassen.

Wenn ich einen Vers aus der Bibel erhalte, lese ich meistens nach, was da sonst noch steht, damit ich auch besser verstehe, was mir Gott damit sagen will. Der Vers von meinem Kärtchen aus dem Gottesdienst steht im Hebräerbrief Kapitel 12,1-2a und lautet in einer neueren Übersetzung so: »Da wir von so vielen Zeugen umgeben sind, die ein Leben durch den Glauben geführt haben, wollen wir jede Last ablegen, die uns behindert, besonders die Sünde, in der wir uns so leicht verstricken. Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten (›Aufsehen auf Jesus‹), von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt.«