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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 145
Textanalyse und Interpretation zu
Max Frisch
ANDORRA
Bernd Matzkowski
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Frisch, Max: Andorra. Stück in 12 Bildern. Text und Kommentar. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1999 (Suhrkamp BasisBibliothek, Bd. 8). Alle Zitate aus dem Roman werden durch die Seitenangabe direkt hinter dem Zitat kenntlich gemacht; Zitate aus dem Kommentar sind mit „A“ gekennzeichnet.
Über den Autor dieser Erläuterung: Bernd Matzkowski ist 1952 geboren. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Lehrer am Heisenberg Gymnasium Gladbeck. Fächer: Deutsch, Sozialwissenschaften, Politik, Theater. Ausbildungskoordinator.
Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Max Frisch, Friedrich Torberg und Bertolt Brecht müssen auf Grund eines Einspruchs in der alten Rechtschreibung übernommen werden.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
3. Auflage 2014
ISBN 978-3-8044-6901-3
© 2000, 2010 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Arno Wyzniewski als Andri, Volksbühne Berlin 1966, © Cinetext/Harry Hirschfeld
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Max Frisch: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Wiederaufbau und Restauration
Frischs Erfolg in Zeiten des Kalten Krieges
Andorra und das Publikum
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Andri
Barblin
Lehrer
Pater
Doktor/Tischler/Geselle/Wirt/Jemand/Soldat
Senora/Mutter
Der Judenschauer
Das Selbstbild und das Fremdbild der Andorraner
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Die Bildnis-Thematik im Kontext von Antisemitismus und Holocaust
Andris Identitätssuche
Die Bedeutung des Motivs der Angst
Frisch und das Theater Bertolt Brechts
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Verortung des Dramas
Bildnis-Thematik und Liebe
Die Schlüsselrolle des 12. Bildes
Andris Suche nach Identität
Brecht zur Bildnis-Thematik
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 *
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgabe
Gesamtausgaben
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Audio Book/CD
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir Frischs Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Max Frisch lebte von 1911 bis 1991, die meiste Zeit in Zürich.
Als Frischs Andorra auf die Bühne kommt (Uraufführung 1961), sind im Bewusstsein vieler Menschen die Schrecken des Krieges und der Nazi-Diktatur schon lange Vergangenheit, und die Menschen haben sich im Wohlstand eingerichtet.
Frisch ist 1961 bereits ein erfolgreicher Autor. So haben ihm seine Romane Stiller (1954) und Homo faber (1957) ebenso Anerkennung verschafft wie vorangegangene Theaterstücke wie z. B. Biedermann und die Brandstifter (1958).
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Andorra – Entstehung und Quellen:
Hauptquelle für das Drama ist die von Frisch verfasste Prosaskizze Der andorranische Jude. Die Idee zu dieser Skizze hatte er bereits im Jahre 1946. Zwischen der Skizze, die den Kern des Stoffs und der Thematik (Bildnis-Thematik) bereits enthält, und dem späteren Drama bestehen allerdings wesentliche Unterschiede. Des Weiteren gibt es Bezüge zu Marieluise Fleißers Geschichten Andorranische Abenteuer (1932), die Frisch in der Neuen Zürcher Zeitung rezensierte.
Inhalt:
In Andorra lebt Andri, von dem der Lehrer behauptet, er sei ein jüdisches Kind, das er einst vor den „Schwarzen“ gerettet und als Sohn angenommen habe. Andri wächst in der Annahme heran, ein Jude zu sein. Er sieht sich mit Vorurteilen der Andorraner gegenüber Juden konfrontiert. Als sich der Lehrer weigert, ihm seine Tochter (Barblin) zur Frau zu geben, nimmt Andri an, dass auch der Lehrer voller Vorurteile gegenüber Juden sei. So nimmt er schließlich, in seiner Suche nach Identität, die „Rolle“ des Juden an. Als sich die Lage in Andorra zuspitzt, weil ein Angriff der „Schwarzen“ bevorsteht, gesteht der Lehrer schließlich ein, dass Andri gar kein Jude ist, sondern das gemeinsame Kind mit einer „Schwarzen“. Andri hat sich aber bereits mit seiner Rolle als „Jude“ identifiziert. Als die „Schwarzen“ Andorra besetzen, wird er von diesen als Jude eingestuft und getötet.
Aufbau:
Das Stück ist in zwölf Bilder eingeteilt, deren Mittelpunktfigur Andri ist. Durch „Zeugenaussagen“, die zwischen gespielter Vergangenheit und gespielter Gegenwart vermitteln, wird die gespielte Zeit entgrenzt. Über Themen, Bilder und Symbole werden die Bilder und „Zeugenaussagen“ miteinander verwoben. Handlungsort ist Andorra, das aber nicht als konkreter Ort, sondern als Modell zu verstehen ist. Der Platz von Andorra bildet eine Klammer (1. und 12. Bild) um alle Szenen und ist zugleich Hauptschauplatz des Geschehens.
Figuren:
Die Hauptfiguren sind
Andri:
zunächst ein durchschnittlicher junger Mann mit Alltagsinteressen (Fußball),
auf der Suche nach Identität, verliebt in Barblin,
nimmt allmählich die ihm von den Andorranern zugewiesene Rolle als „Jude“ an,
wird von den „Schwarzen“ ermordet,
Barblin:
ist mit Andri „verlobt“,
wird im Zuge der Handlung gedemütigt und zum Opfer männlicher (sexueller) Gewalt,
wird durch die Gewaltakte und den Verlust von Vater und Halbbruder in den Wahnsinn getrieben,
leistet den „Schwarzen“ Widerstand,
Lehrer:
lebt mit der Lüge über Andris wahre Identität,
ist dem Alkohol verfallen,
trägt Schuld an der Entwicklung Andris.
Wir stellen diese Figuren ausführlich vor und nennen und erläutern weitere Figuren des Dramas, ihre Charaktere und Funktionen im Drama.
Stil und Sprache Max Frischs:
Die Sprache Andris hat, entsprechend seiner Entwicklung, die größte Spannweite: Neben der Alltagssprache der Andorraner finden sich bei ihm Formen bildhaften Sprechens, Elemente des Lyrisch-Gestischen und Elemente der Sprache des Alten Testaments.
Die Sprache der Andorraner ist überwiegend einheitlich gestaltet und kennzeichnet ihren gemeinsamen Denkraum.
Wir gehen auf folgende Interpretationsansätze näher ein:
die Bildnis-Thematik,
die Bedeutung der Identitätssuche Andris,
die Frage der Darstellung von Antisemitismus und Holocaust,
die Bedeutung des Motivs der Angst,
Frisch und das Theater Bertolt Brechts.
Max Frisch 1911–1991 © ullstein bild – Würth GmbH/ Swiridoff
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1911
Zürich
Geburt am 15. Mai als Sohn des Architekten Franz Bruno Frisch und seiner Gattin Karolina, geb. Wildermuth
1924
Eintritt ins Realgymnasium des Kantons
13
1930
Germanistikstudium an der Universität Zürich
19
1931–34
Journalistische Arbeiten
20–23
1932
Tod des Vaters
21
1933
Prag
Sportreporter bei der Eishockeyweltmeisterschaft
22
1934
Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt erscheint (erste Veröffentlichung).
23
1936
Zürich
Beginn des Architekturstudiums
25
1937
Die Erzählung Antwort aus der Stille erscheint.
26
1939–45
Dienst in der Armee
28–34
1940
Blätter aus dem Brotsack. Geschrieben im Grenzdienst 1939 erscheint.
Anstellung als Architekt
29
1942
Ehe mit Gertrud Constanze von Meyenburg; Gründung eines eigenen Architekturbüros; Frisch gewinnt den ersten Preis im Architekturwettbewerb um das städtische Freibad am Letzigraben.
31
1943
Der Roman J´adore ce qui me brûle oder Die Schwierigen erscheint. Geburt der Tochter Ursula.
32
1944
Geburt des Sohnes Hans Peter. Frisch beginnt damit, Dramen zu verfassen.
33
1945
Zürich
Das Stück Nun singen sie wieder wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
Bin oder Die Reise nach Peking erscheint.
34
1946
Zahlreiche Reisen, u. a. nach Deutschland
Die Romanze Santa Cruz sowie die Farce Die Chinesische Mauer werden am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
35
1947
Bekanntschaft mit Brecht und Dürrenmatt; Bau des Schwimmbads am Letzigraben
Tagebuch mit Marion erscheint.
36
1948
Reisen nach Berlin, Prag und Warschau; Teilnahme am Congrès mondial des intellectuels pour la paix (Wrozlaw/Polen)
37
Zürich
Als der Krieg zu Ende war wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
1949
Zürich
Geburt der Tochter Charlotte
38
1950
Tagebuch (1946–1949) erscheint.
39
1951
Zürich
Graf Öderland wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
40
1951–1952
USA
Stipendiat der Rockefeller-Stiftung
40–41
1953
Zürich/Berlin
Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
42
1954
Der Roman Stiller erscheint.
Trennung von der Familie.
43
1955
Frisch verkauft sein Architekturbüro.
44
1957
Der Roman Homo faber erscheint.
Reisen nach Griechenland und in die arabischen Staaten
46
1958
Zürich
Biedermann und die Brandstifter wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt (als Hörspiel bereits 1953 gesendet).
Georg-Büchner-Preis
47
1959
Scheidung
48
1960
Rom
Frisch lebt mit Ingeborg Bachmann zusammen (bis 1962).
49
1961
Zürich
Andorrawird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
50
1962
Frisch lernt Marianne Oellers kennen.
51
1964
Der Roman Mein Name sei Gantenbein erscheint.
53
1965
Berzona
Frisch kehrt aus Rom in die Schweiz zurück.
54
1966
UdSSR
Reise in die UdSSR
55
1968
Biografie: Ein Spiel wird am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt.
Heirat mit Marianne Oellers
57
UdSSR
Zweite Reise in die UdSSR
1969
Japan
Reise nach Japan
59
1971
Wilhelm Tell für die Schule erscheint.
60
USA
Aufenthalt in den USA
1972
Tagebuch (1966–1971) erscheint.
61
1974
Dienstbüchlein erscheint.
63
USA
Erneuter Aufenthalt in den USA
1975
Die Erzählung Montauk erscheint.
64
1976
China
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Reise nach China
Gesammelte Werke in zeitlicher Folge erscheinen.
65
1978
Triptychon. Drei szenische Bilder erscheinen.
67
1979
Die Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän erscheint.
Scheidung von M. Oellers
68
1981
New York
Neben Berzona hat Frisch auch in New York einen Wohnsitz.
70
1982
Blaubart. Eine Erzählung erscheint.
71
1984
Zürich
Frisch lebt wieder in Zürich.
73
1987
Moskau
Reise nach Moskau
76
1989
Schweiz ohne Armee? Ein Palaver erscheint.
78
1990
Schweiz als Heimat? Versuche über 50 Jahre erscheint.
79
1991
Zürich
Frisch stirbt kurz vor seinem 80. Geburtstag am 4. April in seiner Wohnung.
79
ZUSAMMENFASSUNG
Im Bewusstsein vieler Menschen sind die Schrecken des Krieges und der Nazi-Diktatur schon lange Vergangenheit, und die Menschen haben sich im Wohlstand eingerichtet, als Frischs Andorra auf die Bühne kommt (Uraufführung 1961).
Die politische Weltlage ist bestimmt durch den Ost-West-Konflikt („Kalter Krieg“).
Im Laufe der 1960er Jahre beginnt sich das gesellschaftspolitische Klima in der Bundesrepublik Deutschland zu verändern (sogen. 68er-Bewegung, Auseinandersetzung mit der NS-Zeit).
Aufgrund seines Modellcharakters wurde dem Stück vorgeworfen, dem Publikum ein Ausweichen ins Unverbindliche zu erlauben.
Frisch ging es nicht um die Taten der Nazi-Größen, sondern um die Millionen Namenlosen, die den Holocaust möglich machten.
Wiederaufbau und Restauration
Wenn hier über den zeitgeschichtlichen Hintergrund von Frischs Andorra gesprochen werden soll, so ist dabei zu berücksichtigen, dass zwischen dem ersten Entwurf (1946), den Vorstufen, der Fertigstellung und der Uraufführung des Stücks immerhin 15 Jahre liegen. Frischs Drama erscheint in einer Zeit, in der – im Bewusstsein der meisten Menschen – die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die Verbrechen der Nationalsozialisten, die Ermordung der Juden Europas, schon Geschichte sind. In den 1950er Jahren ging es der Mehrheit der Bevölkerung darum, sich aus der schlimmsten Not der Nachkriegszeit zu befreien und am sich abzeichnenden ökonomischen Aufschwung teilzuhaben, nicht aber um eine kritische Reflexion der eigenen Vergangenheit. Zwar beginnt im Frühjahr 1961 der Prozess gegen Adolf Eichmann, der 1960 von israelischen Agenten in Argentinien verhaftet worden war, aber diese Gerichtsverhandlung gegen einen der Organisatoren des Massenmordes an den Juden findet nicht in Europa, sondern in Israel statt.
Europa ist in dieser Zeit die Nahtstelle des Konflikts, der die Weltpolitik bestimmt, des Konflikts zwischen den beiden Hegemonialmächten USA und UdSSR und ihrer Verbündeten. Schon bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Koalition der Sieger zerbrochen; die Blockade Berlins (1948/49), der Koreakrieg (1950–1953) und die Suez-Krise (1956) waren deutliche Zeichen der Blockkonfrontation, deren steinernes Symbol die Mauer in Berlin werden sollte (13. August 1961). War die internationale Lage also durch den „Kalten Krieg“ bestimmt, so vollzog sich der Wiederaufbau Westdeutschlands in der Adenauer-Ära im Zeichen von „Wirtschaftswunder“ und politischer Restauration.
Frischs Erfolg in Zeiten des Kalten Krieges
In diese Phase der politischen Restauration und des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Bundesrepublik, in die 1950er Jahre also, fällt Frischs Aufstieg als Autor. Der Schweizer Autor ist dem deutschen Lese- und Theaterpublikum längst kein Unbekannter mehr, als Andorra 1962 auch auf die bundesrepublikanischen Bühnen kommt. Mit seinem Roman Stiller hatte er den ersten wirklich großen Erfolg erzielt (1954), sein Roman Homo faber mehrte seinen Ruhm, und die Verleihung des renommierten Georg-Büchner-Preises