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Unbekannte Wege, geheimnisvolle Pfade und regionale Küche - Erich Schütz hat sie rund um den Bodensee aufgespürt. Während seiner Recherchen für die SWR-Serie »Fahr-mal-hin«, mehrere Restaurantführer und Krimis entdeckt der Autor immer wieder Kleinode an Land und zu Wasser. 88 seiner Lieblingsplätze verrät er in diesem Bodensee-Band mit vielen unterhaltsamen Geschichten, persönlichen Porträts und überraschenden Tipps. Exklusiv nimmt der Autor Sie mit auf 11 Wanderrundgänge, die - typisch Schütz - zu den Küchen seiner Lieblingsköche am See führen. • Neu: 11 kulinarische Wanderungen
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Lieblingsplätze
zum Entdecken
Bodensee
Für Genießer am Steg, am Tisch und in Wanderschuhen
Erich Schütz
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© 2017 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2017
Lektorat: Claudia Senghaas
Bildredaktion: Ricarda Dück
Satz: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold
unter Verwendung eines Fotos von © Erich Schütz; © Manuel Schönfeld / Fotolia.com
Kartendesign: Mirjam Hecht; © The World of Maps (www.123vectormaps.com)
ISBN 978-3-8392-5256-7
Impressum
Karte
1 Manhattan am Bodensee
Bregenz – Stadt der Extreme
2 Kantig und futuristisch auf der Alm
Nicht nur das Bregenzer Kunsthaus zeigt Modernes
3 Der Olymp der Urlaubsgötter
In sechs Minuten in der Bergwelt des Pfänders
4 Im Wauld gibt es Käse und viel Rauch
Die Bregenzer Käsestraße
5 Eines der schönsten Schiffe der Welt!
Das königliche Dampfschiff Hohentwiel liegt in Hard
6 Jiddische Familienaufstellung
In Hohenems gab es eine Christen- und eine Judengasse
7 Mit dem Zug mitten auf den See
Jahrhundertprojekt Rheinbegradigung wird in Lustenau erklärt
8 Mike Schwarzenbacher – Mut zum Besten!
Gourmet-Tipp: Bregenz-Lochau
9 Wandertipp 1
Von Lochau auf den Pfänder
10 Ein Felsblock lockt Besucher
Der Säntis ist ein Magnet
11 Ein Festsaal der Wissenschaft
Die Stiftsbibliothek St. Gallen
12 Durchlöchert wie Schweizer Käse
Die Festung Heldsberg
13 Auf den Zacken steil bergauf
Das Gleis 9 ¾ in Rheineck-Walzenhausen
14 Der Schraubenkönig und Kunst
Das Würth-Museum in Rorschach
15 Jacques Neher – Grenzenloser Genuss
Gourmet-Tipp: Tübach
16 Wandertipp 2
Heiden – Halten – Fünfländerblick – Rorschach
17 Die schönsten Busse am See
Saurer-Fahrzeuge und -Textilmaschinen in Arbon
18 Mit Nut und Federn
Das Bodenständerhaus in Arbon
19 Der Mann ist ein Sammler
Seine Exponate finden sich im Seemuseum Kreuzlingen
20 Andi Angehrn – Schlossherr und Diener
Gourmet-Tipp: Amriswil
21 Wandertipp 3
Thurgauer Panoramaweg
22 In vier Tagen vom Vikar zum Papst
Eine Konstanzer Karriere
23 Wo des Grafen Wiege stand
Trinkt die Welt im Konstanzer Inselhotel auf ihn
24 Auf Schmugglers Pfaden
Idylle entlang des Konstanzer Seerheins
25 Die tanzende Fähre
Im ¾-Takt von Konstanz nach Meersburg
26 Manfred Hölzl – Konzilkoch
Gourmet-Tipp: Konstanz
27 Wandertipp 4
Vom Konstanzer Hafen zur Insel Mainau
28 Ein Ritt auf zwei Kufen
Wie im Flug von Konstanz nach Friedrichshafen
29 Vom Dorf zur Industriestadt
Die Erfindung der Stadt Friedrichshafen
30 Kunst und Technik
Im Zeppelin Museum Friedrichshafen
31 Ein stilles Dahingleiten
Ein Ritt durch die Luft im Zeppelin
32 Den Traum vom Fliegen erleben
Dornier Museum Friedrichshafen
33 Das blaue Wunder vom Bodensee
Ein lilablaues Blütenmeer im Eriskircher Ried
34 Zweimal Schloss Montfort
In Langenargen und Tettnang
35 Wo grünes Gold wächst
Das Hopfenmuseum in Tettnang-Siggenweiler
36 Ein ziemlich lauter Draht
Im Elektronikmuseum Tettnang
37 Die Golden Gate Bridge
Zwischen Langenargen und Kressbronn
38 ANFANG VON FERIEN AUF DEM BAUERNHOF
Historisches Landleben im Milz-Hof bei Kressbronn
39 PHILIP BLANK – SCHWÄBISCH MIT AKZENT
Gourmet-Tipp: Tettnang
40 WANDERTIPP 5
Tettnanger Hopfenpfad
41 Württembergische Weine aus Bayern
Wenn in Nonnenhorn ’s Rädle aushängt
42 Asylanten Erbe
Lindau verdankt die Schönheit Prinzregent Luitpold
43 Frieden stiftende Räume
Nachdenkzeiten in Lindau im Lindenhof
44 Seebäder für bürgerliche und adlige
Eichwald, Aeschacher oder Kaiserstrand in Lindau
45 Thomas Kraus – Schwabe trifft Bayern
Gourmet-Tipp: Lindau-Bad Schachen
46 Wandertipp 6
Entlang des Streuobstwanderwegs
47 Leinen los mit einer Brise Segelnostalgie
Historische Segeltour vor Immenstaad
48 Überraschung im Apfelfeld
Die Frenkenbacher Kapelle ist eine der ältesten Kirchen
49 Die Burgfrau, die alte Ritter liebt
Die Meersburg in Meersburg
50 Sicher war sie (wein)reich
Warum die Meersburger Haltnau zu Konstanz gehört
51 Auf dem Balkon zum See
Traumhafte Kulisse im Theaterstadel Markdorf
52 Verführungen im Tal der Liebe
Idylle und Streuobstwiesen im Deggenhausertal
53 Wo die Grenze sich stetig ändert
Der Höchste am schwäbischen See ist der Höchsten
54 Jürgen Waizenegger – Bauer und Biokoch
Gourmet-Tipp: Deggenhausertal-Limpach
55 Wandertipp 7
Tobelrundweg von Limpach über den Benistobel
56 Glücklicherweise versagten die Zünder
… und das Schloss Heiligenberg steht noch heute
57 Fleißige Mönche als erste Global Player
Einst Kloster – heute Schloss Salem
58 Wo Maxi jetzt verliebt ist
Störche und andere Tiere auf dem Affenberg
59 Das Dorfleben der Urgroßeltern
Auto- und Traktormuseum Uhldingen-Mühlhofen
60 Steinzeit spielen
In den Pfahlbauten Unteruhldingen
61 Das Barockjuwel am See
Die Wallfahrtskirche Birnau
62 Die zwei Gruler-Brüder – und ein Standpunkt
Gourmet-Tipp: Unteruhldingen-Maurach
63 Wandertipp 8
Prälatenweg von der Birnau nach Salem
64 Mediterranes Flair am Nordufer
Überlingen – Nizza am Bodensee
65 Neuland dank Landesgartenschau
Aus der Stadt Überlingen zur Sylvesterkapelle
66 Geheimnisvolle Schluchten und Tobel
Von Überlingen bis zur Gletschermühle Goldbach
67 Wo Äpfel im künstlichen Koma liegen
Das Apfelzügle in Lippertsreute bringt sie zum Ruheraum
68 Peter Vögele – ein Traditionalist
Gourmet-Tipp: Überlingen-Lippertsreute
69 Wandertipp 9
Durch die Obstgärten des Linzgaus
70 Warum heißt der Bodensee Bodensee?
Graf Bodman gibt in Ludwigshafen die Antwort
71 Sehen und gesehen werden
In der See(h)straße Radolfzell
72 Ein Gang durch das Schilf
Die Ruhezone Mettnau
73 Der Fleck Gottesfrieden
Möggingen heißt der Ort offiziell
74 Wie der Gnadensee zu seinem Namen kam
Im Naturschutzgebiet bei Allensbach
75 Eine Insel geschaffen von Mönchen
Weltkulturerbe Reichenau
76 Hubert Neidhart – Genuss-Kapitän
Gourmet-Tipp: Moos
77 Wandertipp 10
Rundwanderung bei Moos
78 Mit Wanderschuhen in die Industriestadt
Singen, die Einkaufsmetropole unterm Hohentwiel
79 Bilbao im Hegau
Singen und das MAC Museum Art & Cars
80 Markus Jäger – Hohentwiel-Lamm
Gourmet-Tipp: Singen
81 Wandertipp 11
»Herrgotts Kegelspiel«-Rundweg
82 Wo Künstler Inspiration fanden
Im letzten Winkel am See liegt die Höri
83 Ein Ausflug wie in den Zoo
Bootsstüble Wangen
84 Von französischen Putschisten
Napoleons Erbe in Salenstein
85 Vier (!) Inseln hat der Bodensee
Die Insel Werd ist die kleinste
86 How nice! Look here! Look there!
Die Schönheiten in Stein am Rhein
87 Eine Ex- und eine Enklave
Büsingen liegt zwischen den Grenzen
88 Das Vergnügen geht bis Schaffhausen
Der Hochrhein führt zum größten Wasserfall Europas
Bildnachweis
Größte Seebühne, schmalstes Haus und das Mili dazu eine Kulisse wie in Manhattan. Der Wolkenkratzer symbolisierte die Großstadt in Bernsteins Musical West Side Story. Alle zwei Jahre überrascht eine neue gigantische Seebühne die Gäste. 2017 und 2018 ist die Welt auf der Bühne spanisch: Gespielt wird Carmen. Ausdehnen kann sich Bregenz nicht: vorne das Wasser, hinten die Berge. Doch die Bregenzer haben die Not nach dem Krieg kreativ genutzt und etwas gemacht, was keiner am See hatte, eine Festspielbühne, wo Platz ist: auf dem See! Egal was die Bühnenbildner heute bauen, sie können sich austoben. 1946 hatte die Seebühne auf Kieslastern begonnen, da war die Bühne noch begrenzt. Heute sind die Bregenzer mächtig stolz auf ihre größte Seebühne der Welt!
Dagegen steht oben in der Altstadt, in der Kirchstraße 29, das schmalste Haus Europas. Keine 60 Zentimeter ist die Fassade breit, vor 200 Jahren wurde das Wohnhaus zwischen zwei Geschäftshäuser geklemmt. Hinter der schmalen Fassade weitet sich der Wohnraum konisch.
Der historische Kern der Altstadt ist gebaut wie eine große Burganlage mit einem mächtigen Eingangstor. Hoch über der Unterstadt, hinter dicken Mauern, ticken die Uhren anders als unten am See. In der kleinen Martinskapelle aus dem 14. Jahrhundert verbirgt sich ein Kunstschatz: ein Freskenzyklus. Bibelgeschichten in Bildern, angefertigt für Gläubige, die im Mittelalter nicht lesen konnten. Direkt über der Kapelle: der Martinsturm, das Wahrzeichen von Bregenz. Die mächtige Zwiebelkuppel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Von Frühjahr bis in den Herbst können Besucher den Turm besteigen.
Wer von Lindau aus nach Bregenz will, fährt direkt am See entlang, so braucht er kein Pickerl und stolpert über eines der schönsten Bäder am See: das Nostalgiebad Mili. 1825 wurde es als Militärbadeanstalt gebaut, völlig aus Holz, auf hölzernen Pfählen im See. Wo einst Rekruten in der Schwimmschule gedrillt wurden, grillen heute die Gäste ihre Körper auf den Holzdielen des alten Holzbaus in der Sonne.
Tipp: Das Burgrestaurant Gebhardsberg bietet hoch über der Bregenzer Bucht eine besonders schöne Terrasse und einen der schönsten Ausblicke über den Bodensee.
Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH ///
Rathausstrasse 35 a /// A-6900 Bregenz ///
00 43 / 55 74 / 4 95 90 /// www.bregenz.travel ///
Wie große Wohnboxen ragen die Häuser aus dem Pfänderhang. Eine eigenwillige Architektur kennzeichnet das neue Bregenz. Die kantige Wohnwelt entstammt der Vorarlberger Bauschule, einst junge rebellierende Architekten, die sich gegen das Establishment verbündeten, inzwischen etabliert und europaweit anerkannt.
Die Bauten bestehen überwiegend aus Glas, Holz und Beton. Die moderne Architektur zieht die Blicke auf sich. Die Häuser säumen den Pfänderhang über Bregenz wie gläserne Würfel, die vom Himmel gefallen sind und sich am Berg festgesetzt haben. Der Vorarlberger Bauschule wird ein ausgeprägter Sinn für Ökonomie nachgesagt. Die vielen hellen Fenster der geschmackvollen Häuser bestehen aus dickem gut isolierendem Glas, das die Sonne hereinlässt und die Heizkosten senkt.
Das Kunsthaus in der Unterstadt gehört nicht zur Vorarlberger Bauschule. Trotzdem: ausgesprochen futuristisch. Ein Kubus, 30 Meter hoch mit einer Hülle aus mattem Glas, die sich wie eine zweite Haut um das Gebäude legt. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor hat es entworfen. Das markante quaderförmige Gebäude steht direkt an der Uferstraße des Bodensees. Zwischen der äußeren Glasfassade und dem eigentlichen Gebäude sind farbige Leuchtstoffröhren angebracht, die das Gebäude nachts bunt strahlen lassen. Innen dominiert ein schwarzer Terrazzoboden. Nur drei Wandscheiben unterbrechen die Weitläufigkeit der einzelnen Etagen, die durch das rundherum einfallende sanfte Tageslicht und eine Lichtdecke bestimmt ist.
Kein Bregenzer, sondern ein Brandenburger war jahrelang der Leiter im Kunsthaus. Eckhard Schneider hat das KUB, wie es die Bregenzer nennen, mit spektakulären Ausstellungen etabliert. Die Architektur und die Bregenzer Weltoffenheit haben ihm dabei geholfen. Sein Urteil über den hintersten Winkel des Bodenseeraums: »So eine Region würde sich diese Architektur nicht schaffen, wenn sie nicht aufgeschlossen wäre, neugierig auf neue Herausforderungen.«
Tipp: Bregenz und Vorarlberg: auch ein Mekka für Architekturinteressierte. Das Touristikamt bietet Führungen durch die Baukunst.
Kunsthaus Bregenz /// Karl Tizian Platz /// A-6900 Bregenz /// 00 43 / 55 74 / 48 59 40 /// www.kunsthaus-bregenz.at ///
Der einzigartige Ausblick auf den Bodensee, Österreich, Deutschland, die Schweiz und 240 Alpengipfel macht den Pfänder zum berühmtesten Aussichtspunkt der Region. Von hier aus sieht man den gesamten 63 Kilometer langen und 14 Kilometer breiten Bodensee in seinem ganzen Ausmaß – wenn das Wetter mitspielt!
Die Bregenzer leben zwischen zwei Welten: einer Seewelt, die vor allem im Sommer dominiert, und einer Bergwelt, die im Winter im Mittelpunkt steht. Direkt hinter der Stadt baut sich der Pfänder auf, eines der beliebtesten Ausflugsziele für Einheimische und Besucher. Für die Bregenzer ist der Pfänder ihr Hausberg, und so verstehen sie ihn auch. Der Fußmarsch auf die 1.064 Meter hohe Spitze gehört für viele zum Fitnessprogramm. Der sportliche Bregenzer fährt deshalb nicht mit der Gondel nach oben, höchstens herunter. Die Fahrt dauert nur sechs Minuten – der Anstieg von Bregenz Oberstadt über Fluh auf den Pfänder dagegen zwei Stunden.
Aber wer oben ankommt, staunt: Bei klarem Wetter reicht der Dreiländer-Blick von den Allgäuer und Lechtaler Alpen über den Bregenzerwald, die steilen Gipfel des Arlbergs und der Silvretta, über den Rätikon bis zu den Schweizer Bergen. Vielleicht schaut man dabei ein bisschen neidisch auf die über dem Gipfel kreisenden Vögel. Die schwarzen Greifvögel gehören zur Pfänder-Adlerwarte, die den Vögeln regelmäßige Rundflüge gewährt. Nach atemberaubenden Flügen kehren die Vögel zum Falkner zurück. Früher veranstaltete die Adlerwarte Flugschauen, heute hat die Warte geschlossen, neue Vorschriften, beziehungsweise deren Auslegung steht in den Sternen …
Aber Steinböcke, Mufflons, Murmeltiere oder Wildschweine sieht der Wanderer im Alpenwildpark. Hier leben die heimischen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Wer auf die Pirsch geht, wird viele von ihnen treffen, der Eintritt in den Wildpark ist frei.
Tipp: Der Rundweg von Eichenberg über den Pfänderrücken ist fast identisch mit dem Josef-Rupp-Käsewanderweg – für Jausen (Brotzeiten) also ist gesorgt!
Pfänderbahn AG /// Steinbruchgasse 4 /// A-6900 Bregenz /// 00 43 / 55 74 / 42 16 00 /// www.pfaenderbahn.at ///
Rund um den Bodensee stehen Käsereien in den Höhenlagen des Hinterlandes. Die berühmtesten Senner käsen entlang der Bregenzer Käsestraße. Sie beginnt in Bregenz und führt auf der Bregenzerwaldstraße L 200 hoch bis Hittisau. Man kann auch sagen: Sie begann im 19. Jahrhundert zur Zeit der berüchtigten Käsegrafen und des armen Kleinbauern Michael Felder und setzt sich heute im Käseladen von Johann Vögel in Schwarzenberg fort.
Im Regal der Butter- und Käsehandlung Johann Vögel stehen abgepackte Käsesorten der Käserei Alma. Hedi Berchtold hat ihren Beruf als Zahnarztassistentin an den Nagel gehängt. »Ich liebe Käse«, sagt die Vorarlbergerin. Deshalb hat sie den kleinen, aber feinen Käseladen von Maria Vögel übernommen. Die meisten Käsesorten in ihrem Angebot stammen von kleinen Sennereien rund um Schwarzenberg. Doch Alma-Käse verkörpert nun mal die Geschichte des Bregenzerwälder Käses: 1860 wurde das Unternehmen als genossenschaftliche Dorfsennerei gegründet. Das erste Kapitel schreibt der Bauer, Dichter und Freigeist Franz Michael Felder. Auf seine Initiative wagt eine Handvoll entschlossener Bauern, mit dem eigenen Käseverein Bezau das Monopol der sogenannten »Käsegrafen« zu sprengen. Aus dieser Genossenschaft gründete sich 1921 die Alma.
Mit der Bahn wurde ab 1902 der Käse aus den unzugänglichen Höhen hinunter nach Bregenz gefahren. Auf fast 20 Kilometer war die Strecke zwar wildromantisch, aber auch gefährlich. Nach mehreren Felsstürzen wurde die Bahn 1983 eingestellt, nicht aber zwischen Bezau und Schwarzenberg. Hier dampft die fast 100 Jahre alte Lok zur Freude der Touristen auf einer sechs Kilometer langen Museumsstrecke durch das grüne Paradies. Wer will, geht den Weg nach Bezau oder Schwarzenberg zu Fuß zurück. Pfarrkirche, Brunnen, jahrhundertealte Dorfwirtschaften – dazwischen das kleine Käslädele Vögel. Hedi Berchtold stellt den Gästen ihren Käse vor, als wären es ihre Kinder. Touristen probieren und schmecken – und verlassen den kleinen Laden meist mit einer Tüte voller Käse.
Tipp: »Felders Traum« – Heimatroman von Elmar Bereuter über das Leben der Käsebauern im 19. Jahrhundert. Unbedingt lesen!
TOURISMUSBÜRO SCHWARZENBERG /// SCHWARZENBERGER HOF 454 ///
A-6867 SCHWARZENBERG /// 00 43 / 55 12 / 35 70 ///
www.SCHWARZENBERG.AT ///
»S’got, s’got, s’got!«, rufen die Häfler begeistert. Eine Maschine treibt das hölzerne Boot Wilhelm, wie von Geisterhand bewegt, hinaus auf den See. Angetrieben werden seine hölzernen Schaufeln an einem Rad von einer großdimensionierten Wasserdampfmaschine. Es war im Jahre 1824, als das Dampfboot Wilhelm zum ersten Mal die Schaufelräder drehte. Aus dieser Zeit überlebt hat als einziges Dampfschiff auf dem Bodensee nur die Hohentwiel.
Majestätisch gleitet sie an Sonnentagen über den Bodensee. Doch das alte Dampfschiff hat viele Winde und tödliche Stürme über sich ergehen lassen müssen, bis es heute als einzigartiger Zeuge einer glanzvollen Epoche der Schifffahrt gelten darf. Kapitän Adolf Franz Konstantzky und seine Mannschaft steuern das alte Schiff mit Leidenschaft und Stolz. »Wer sich mit der Hohentwiel beschäftigt, weiß, dass sie zu den schönsten Schiffen der Welt zählt«, behauptet der Kapitän in schmucker Uniform stolz.
Die Geräusche, Gerüche und der gesamte Aufbau des Dampfschiffes erzählen von einer längst vergangenen Zeit der einstigen glorreichen Schifffahrt des Bodensees. Und auch die Mannschaft der Hohentwiel will mit ihrer Erscheinung die einstige Königlich Württembergische Flotte repräsentieren. Auch deshalb ist die Hohentwiel heute nicht nur für Nostalgiker das schlichtweg schönste Schiff auf dem Bodensee.
Mit 1000 PS schnurrt die für alle Passagiere frei sichtbare Dampfmaschine unaufhörlich vor sich hin. Unzählige Seemeilen hat sie schon geschafft. Seit ihrer jüngsten Wiederinbetriebnahme ist sie schon öfter rund um die Welt gedampft. Vor dem endgültigen Aus braucht »die alte Dame« sich nicht mehr zu fürchten. Christian Hämmerle ist der Chefmaschinist. Er kennt jede Schraube der Dampfmaschine. Jedes Teil ist noch original. Die Maschine läuft heute noch genauso wie vor fast 100 Jahren. »Das ist wie mit dem ersten Auto, ich kenne jedes Schnaufen und jeden Seufzer der alten Lady«, sagt er mit den leuchtenden Augen eines Kindes.
Tipp: Buchen Sie eine Gourmetfahrt ab Hard und lassen Sie sich königlich bedienen wie zur Zeit der Belle Époque.
Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft m.b.H. ///
Lindauerstrasse 84 /// A-6912 Hörbranz ///
00 43 / 55 73 / 8 39 83 11 /// www.hohentwiel.com ///
Vor dem Ortskern verfällt ein alter jüdischer Friedhof, das Feuerwehrhaus ähnelt in seinem Baustil einer Synagoge, und eine herrschaftliche Villa mit dem Namen Heimann-Rosenthal prangt inmitten der Altstadt. In jeder Ecke von Hohenems zeigt sich ehemaliges jüdisches Leben. Der jüdische Stempel konnte auf Dauer gar nicht verheimlicht werden in einer Stadt, in der die Juden nicht immer in der Minderheit waren.
»Es ist ein lebendiger, frischer Ort«, sagt Hanno Loewy, »hier lassen sich auch heikle Themen entspannt besprechen.« Der heutige Museumsleiter hat seine ersten Erfahrungen zum Thema »Juden in Europa« in Frankfurt am Main hinter sich. In Hohenems fühlt er sich zu Hause.
Es ist auch das Erbe der Hohenemser Grafen. Sie hatten im 19. Jahrhundert eine äußerst liberale Europapolitik vorangetrieben und schon vor der Niederlassungsfreiheit jüdische Bürger willkommen geheißen. Die Juden dankten es den Grafen und engagierten sich im kommunalen Leben. Sie errichteten ein eigenes Armenhaus, eine jüdische Schule und auch das erste Kaffeehaus. Die Juden waren eine selbstbewusste Gemeinde, den Christen ebenbürtig, beide Konfessionsangehörigen lebten in ihren Stadtvierteln: die Juden in der Judengasse und die Christen in der Christengasse, eine einmalige ausgeglichene Situation in Europa. Bis zum Ende des Dritten Reiches wohnten keine Juden mehr in Hohenems.
Erst die 68er stellten die Fragen: Wie sah das Feuerwehrhaus vor dem Umbau aus? Wo stand die jüdische Schule einst, und wer liegt auf dem jüdischen Friedhof? Fragen, die seit 1991 das jüdische Museum in der ehemaligen Judengasse, der heutigen Schweizer Straße, beantwortet. Ein Stadtrundgang vermittelt die Geschichte des jüdischen Hohenems. In der 1864 erbauten Villa Heimann-Rosenthal wird eine einzigartige Epoche der kleinen Grafschaft dokumentiert. Nach Meinung der amerikanischen Wochenzeitung Forward eines der innovativsten jüdischen Museen in Europa.
Tipp: Vom jüdischen Viertel über den Renaissancepalast und die Ruinen auf dem Schlossberg lässt sich die Geschichte erwandern.
Jüdisches Museum Hohenems /// Schweizerstrasse 5 ///
A-6845 Hohenems /// 00 43 / 55 76 / 73 98 90 /// www.jm-hohenems.at ///